Berlin. . iPhones und iPads sind längst im Bundestag angekommen. Aber wozu nutzen die Abgeordneten die mobilen Geräte eigentlich? Parlamentarier aus dem Ruhrgebiet geben Antworten.
Kaum eine Debatte im Bundestag kommt noch ohne dieses Bild aus: Abgeordnete tippen angestrengt auf ihrem Smartphone herum oder starren gebannt auf ihren Tablet-PC. Was gucken die da eigentlich nach, fragt sich der interessierte Beobachter. Zocken Schäuble, Rösler und Co. etwa eine Runde Tetris? Wir haben die Abgeordneten aus unserer Region gefragt, wie sie Neuen Medien gegenüber stehen. 13 Politiker mit Wahlkreis von Duisburg bis Dortmund haben mitgemacht.
Erstes Ergebnis: Ein Smartphone (iPhone) ist für die Parlamentarier, egal welchen Alters, mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Alle Befragten nutzen eines. Tablet-PCs (z. B. iPads) stehen ebenfalls hoch im Kurs.
Mobile Geräte als kleine Helfer
Das zweite Ergebnis überrascht schon eher: Die meisten Parlamentarier setzen ihre Smartphones und Tablet-PCs dafür ein, sich zu informieren und ihre Arbeit im Bundestag zu erleichtern. Nachrichten-Apps sind besonders beliebt. Dazu zählen Tagesschau (Kai Gehring, Essen, Grüne) oder Spiegel, n-tv und Financial Times (Johannes Pflug, Duisburg und Michael Groß, Recklinghausen, beide SPD). Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn aus Oberhausen ruft nicht mehr jede Seite einzeln auf, sondern nutzt „Pulse News“: „Damit lasse ich mir meine Nachrichten zusammenstellen.“
Bundestags-App ist beliebt
Ebenso gefragt ist die App des Bundestags. Damit kann man sehen, „welche Debatten auf der Tagesordnung stehen und welche Redner vorgesehen sind“, sagt Bärbel Bas aus Duisburg (SPD). Bundestagspräsident Norbert Lammert aus Bochum (CDU) meint: „Die App trägt dazu bei, schneller Daten, Protokolle, Gesetzentwürfe und andere wichtige Texte verfügbar zu machen.“ Der Gelsenkirchener Abgeordnete Marco Buschmann (FDP) schwört auf „Documents to Go“. „Damit kann ich mir Word- und Excel-Dokumente anzeigen lassen und bearbeiten“, sagt er.
Politiker verraten Lieblings-App
Privat sind die Politiker im Umgang mit mobilen Kommunikationsmitteln noch nicht ganz so fit. Nicht alle haben eine persönliche Lieblings-App. Marco Bülow (SPD) sagt: „Als fußballbegeisterter Dortmunder schaue ich gerne auf die App vom BVB.“
Seine Kollegin Ingrid Fischbach (Wahlkreis Herne/ Bochum, CDU) meint: „Ich muss gestehen, dass ich eine starke Neigung für die Welt unserer Promis habe.“ Sie schaut deshalb regelmäßig auf die Apps von Bunte und Gala. „Als leidenschaftlicher Musikfan schätze ich die App Shazam“, verrät der Essener Kai Gehring. „Die erkennt Musikinterpreten und -titel.“ Bärbel Höhn outet sich als Familienmensch: „Mit der Skype-App kann ich meine Enkel häufiger sehen.“
Generationen kommunizieren unterschiedlich
Obwohl alle Abgeordneten ein iPhone oder iPad haben, nutzen sie nicht automatisch auch soziale Netzwerke, um mit ihren Wählern zu kommunizieren. Ergebnis: Die Jüngeren treten via Facebook und Twitter in Diaolog mit den Bürgern im Wahlkreis. Auf die klassischen Wege wie Email und Brief setzen dagegen die Älteren ab Mitte 40. Eine Ausnahme ist Bärbel Höhn. Die 59-Jährige ist ein Fan von Facebook und Twitter.
Insgesamt sind die befragten Abgeordneten Neuen Medien gegenüber aufgeschlossen. Die Möglichkeiten des Internets hinterfragen sie dennoch. „Medienkompetenz und Nutzerschutz sind das A und O“, um die eigene Privatsphäre zu schützen, findet Kai Gehring.
Kleine Helfer bei der Arbeit
Davon abgesehen, sind iPhone, iPad und Apps aber „kleine Helfer bei der täglichen Arbeit“, wie Marco Buschmann sagt. Die Ansichten reichen von „macht Spaß “ (Bärbel Bas), „schnell, direkt“ (Niema Movassat, Oberhausen, Linke) bis zu „unerlässlich“ (Erich Fritz, Dortmund, CDU) und „nicht mehr wegzudenken“ (Michael Gerdes, Bottrop/ Recklinghausen, SPD). Manch einer denkt auch an die Umwelt: „Manche Kollegen tragen prall-gefüllte Postmappen durch den Bundestag“, berichtet Bärbel Bas. „Ich lese Gesetzentwürfe direkt auf dem iPad und spare so viel Papier.“ Zwar finden einige, wie Michael Groß, die Parlamentarier sollten sich „mehr disziplinieren“. Tetris spielen sie im Bundestag dann doch nicht.