Berlin/München.. Kaum meldet sich Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wieder zu Wort, schon lästert er über die eigene Partei. CSU-Chef Seehofer ist sauer: Das sei kein guter Stil, wettert er. Die Parteispitze hält den Freiherrn für undankbar und eitel.

Erstmals nach Monaten des Schweigens hat sich Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausführlich zu Wort gemeldet – und erntet gleich wieder reichlich Kritik. Vor allem in den eigenen CSU-Reihen ist die Aufregung groß. Hatte Guttenberg doch seine Partei im Interview mit der „Zeit“ hart angegangen.

Die CSU sei, „wie andere Parteien auch, von einer Infektion befallen, die das allmähliche Sterben der Volksparteien auslösen könnte oder bereits ausgelöst hat“, so das Urteil Guttenbergs. „Sich als Volkspartei zu bezeichnen, „wenn man etwa 40 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von unter 60 Prozent bekommt, wirkt nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume.“

„Viele Spinnweben“

Guttenberg mahnte ferner, es reiche „für die CSU nicht aus, in romantischer Rückschau die gute alte Zeit zu beschwören“. Er kritisierte: „Da haben sich doch schon viele Spinnweben gebildet.“ Er höre „immer wieder von jungen Leuten, dass es ihnen an einem Kompass fehlt“. Eine schonungslose Bilanz, die die Parteifreunde offenbar ins Mark trifft.

Die Antwort aus Bayern kam prompt. „Die Parteienkritik von Karl-Theodor zu Guttenberg liegt völlig daneben“, maulte CSU-Parteichef Horst Seehofer, den die Meldungen über Guttenbergs Äußerungen auf seiner Tschechien-Reise erreichte. „Es ist kein guter Stil, wenn alles und jeder herabgesetzt wird, um selbst erhöht zu werden.“ Er forderte Guttenberg auf, die „Wortgirlanden zu beenden“ und Rücksicht zu nehmen auf die Tausenden, die sich in deutschen Parteien täglich engagierten für die Zukunft des Landes.

Watschen als Dank

Seehofers Vorgänger, der ehemalige Parteichef Erwin Huber, wurde ebenfalls deutlich: Die CSU habe Guttenberg im Rahmen der Plagiats-affäre um seine Doktorarbeit „in einem sehr reichen Maße Solidarität gegeben, als er in Schwierigkeiten war“, betonte er. Dass es dafür nun „Watschen für die eigene Partei“ gebe, sei mehr als erstaunlich, erklärte Huber in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.

Positiver äußerte sich dagegen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, ebenfalls ein CSU-Mann. Er hofft sogar auf ein politisches Comeback des Ex-Verteidigungsministers: „Als Bezirksvorsitzender der CSU Oberfranken wünsche ich mir, dass Karl Theodor zu Guttenberg in die Politik zurückkommt, und zwar nach Möglichkeit auch in seiner oberfränkischen Heimat“, sagte Friedrich am Donnerstag