Essen. In zwei Jahren gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes dritte Kind unter drei Jahren. Den entsprechenden Ausbau rechtzeitig schaffen werden die wenigsten Kommunen. Allerdings haben die meisten Fortschritte gemacht. Entgegen dem Anschein, den die neueste NRW-Statistik erweckt.

Reinhard Paß (SPD), Essens Oberbürgermeister, hat den Ausbau der Kinder­betreuung zum Top-Thema seiner Amtszeit erklärt: Dabei liegt die Betreuungsquote der über Dreijährigen bei nur 91,9 Prozent. In einigen Stadtteilen von Essen haben Kitas lange Wartelisten. Darum soll der Ausbau der Plätze für Kinder unter drei Jahren nicht zu ­Lasten der Älteren gehen. Im Juli hat der Rat beschlossen, bis 2013/14 jedem Kind ab Drei einen Kita-Platz anzubieten; durch Umwandlung von 45-Stunden-Plätzen in solche mit geringerem Betreuungsumfang. Damit dürfte der Ausbau für viele Berufstätige Verschlechterungen bringen.

Der Ratsbeschluss strebt für U3-Kinder eine Versorgungsquote von 35 Prozent an – für 2015/16. Schneller sei das nicht zu schaffen für eine Haushaltssicherungs-Kommune, die das Plazet der Bezirksregierung brauche, wenn sie finanzielle Anreize für freie Träger schaffen wolle. Die Stadt spricht von einer U3-Betreuungsquote von 19,1 Prozent im letzen Kindergartenjahr bei 2630 Plätzen, laut Landesamt Information und Technik NRW (IT NRW) sind es nur 2080 Plätze und 14,9 Prozent.

Duisburgs Jugendamtsleiter Thomas Krützberg ist sauer. Über 1000 Plätze für Kinder unter drei Jahren habe die Statistik des IT NRW unterschlagen: Die Rede sei von 808 U3-Plätzen in Kindertageseinrichtungen, aktuell seien es aber 1832. Duisburg kommt auf eine Betreuungsquote von 19.75 Prozent, laut IT NRW sind es nur 10,5 Prozent. NRW-Familienministerin Ute Schäfer nennt verschiedene Stichtage, die Zahlen des laufenden mit Zahlen des letzten Kindergarten-Jahres gleichsetzten, als Ursache für das Zahlenchaos. Das allein ­dürfte den Duisburger Unterschied – 808 zu 1832 – aber kaum erklären. IT NRW nannte gegenüber dieser Zeitung als einen Grund, dass die Zahlen von den Trägern direkt ­erfragt würden und nicht von den städtischen Jugendämtern übermittelt.

Auch Oberhausen ist mit den IT-Zahlen nicht einverstanden. 9,6 Prozent der U3-Kinder seien hier laut IT NRW am 1. März 2011 öffentlich ­betreut gewesen. Dezernent Reinhard Frind spricht von ­aktuell 20 Prozent Betreuungsquote, wovon ein Drittel öffentlich geförderte Tagesmütter übernehmen. Frind geht davon aus, die 30 Prozent bis 2013 zu schaffen.

Dortmund glaubt nicht, die Zielquote vor 2015 zu erreichen. Von 17,8 Prozent im März 2011 mit 1531 betreuten U3-Kindern spricht IT, die Stadt hat im September 2250 Kinder gezählt und eine Quote von 23,5 Prozent errechnet.

Gelsenkirchen will die 32-Prozent-Quote bis 2013 auf ­jeden Fall schaffen. Was die Stadt vor große finanzielle ­Herausforderungen stellt. Man geht sogar davon aus, dass selbst diese 32 Prozent nicht reichen werden. Referatsleiter Alfons Wissmann erklärt dazu: „Eine repräsentative Umfrage hat Anfang 2011 ergeben, dass Gelsenkirchen rund 40 Prozent braucht.“ Aktuell liege man bei 22 Prozent (laut IT: 13,6). Allein die angedachten Neubauten für die U3-Kinder werden nach Schätzungen Wissmanns einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen, wovon die Stadt allein die Hälfte stemmen müsse.

Bochum ist stolz, sich von nur zehn Prozent in 2008 auf eine aktuelle U3-Betreuungsquote von 23 Prozent heraufgearbeitet zu haben. Wovon allerdings ein Drittel über Tagesmütter abgedeckt wird. Laut IT liegt die Stadt allerdings erst bei 14,9 Prozent.

798 (belegte) Betreuungsplätze für U3-Kinder gibt es in Herne aktuell. Bis 2013 sollen es 1130 sein und damit Angebote für über 31 Prozent der Kinder unter Drei bereit halten. Bei Tagesmüttern übertrifft hier derzeit sogar das ­Angebot die Nachfrage. Ausgebucht ist nur die einzige Großtagespflegestelle.