Berlin. . Berlin.Mehr Schonzeit für Kleinkinder, aber keine Herdprämie für ihre Mütter: Auch Eltern, die Teilzeit arbeiten, sollen künftig das umstrittene Betreuungsgeld bekommen - und zwar ab dem Jahr 2013.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) will das Betreuungsgeld ab 2013 auch an Eltern in Teilzeitjobs zahlen. Bei einer Wochenarbeitszeit von bis zu 15 Stunden würden nach Berechnungen des Prognos-Instituts mindestens 70 Prozent der Mütter von einjährigen Kindern monatlich 150 Euro erhalten.
Die CSU ist einverstanden – zumindest, was die Teilzeitarbeit angeht. „Bis zu 30 Stunden wären mit dem Betreuungsgeld machbar“, sagte die familienpolitische Sprecherin Dorothee Bär. Uneinigkeit zwischen den Schwesterparteien herrscht dagegen nach wie vor bei der Bezugsdauer: Schröder will das Betreuungsgeld auf ein Jahr reduzieren, die CSU pocht auf zwei Jahre, wie es im Koalitionsvertrag steht. Es sei falsch von Schröder, so Bär, die Ansprüche mit Rücksicht auf den Finanzminister „im vorauseilenden Gehorsam“ herunter zu schrauben.
Im letzten Jahr waren 40 Prozent der Mütter von einjährigen Kindern berufstätig. 10 Prozent arbeiteten bis 15 Stunden, 18 Prozent bis zu 32 Stunden, zwölf Prozent nahezu Vollzeit. Für das künftige Betreuungsgeld gilt: Je höher die Obergrenze für die Wochenarbeitszeit im zweiten Lebensjahr gesetzt würde, desto mehr Frauen würden von der Zahlung profitieren. Bei einer Grenze von 30 Stunden wären es sogar fast 88 Prozent der Mütter.
Koalitionspartner FDP lehnt das Betreuungsgeld jedoch weiter ab – auch Schröders Kompromissvorschlag sei bislang „zu nebulös“. „Es ist richtig, die Erziehungsleistung der Eltern mehr anzuerkennen“, so FDP-Familienexpertin Miriam Gruß, „aber besser bei der Rente.“ Das Hauptargument der FDP richtet sich gegen das Betreuungsgeld als Entschädigung für Familien, die ihre Kinder nicht in die U-3-Betreuung geben, sie aber durch Steuern mitfinanzieren. Es könne nicht sein, dass man für die Nichtinanspruchnahme einer Leistung Geld bekommt. „Das gibt es in anderen Bereichen auch nicht.“
Kristina Schröder versprach bei der Übergabe des 8. Familienberichts in Berlin die Quadratur des Kreises. Mit Blick auf die beiden schwierigen Koalitionspartner und ihren neuen Entwurf versicherte sie: „Sie können sich da wiederfinden.“ Sollte sich Schröder durchsetzen, bekommen die jungen Familien ab 2013 den Rechtsanspruch auf einen U-3-Kitaplatz und dazu ein Betreuungsgeld fürs zweite Lebensjahr, das den Namen nicht verdient, sondern eher einem erweiterten Elterngeld entspräche.
Die Signale der Politik an die Familien sind derzeit widersprüchlich: Mütter und Väter werden zunehmend wieder öffentlich verantwortlich gemacht für eine hohe Nesttemperatur, hochwertige Erziehung und private Nachhilfe. Frauen sollen gleichzeitig mehr Kinder kriegen und mehr berufstätig sein. Erst sollen diese weibliche Reservetruppe selbst, später können dann ihre Kinder die demografischen Lücken auf dem Arbeitsmarkt schließen. Da wächst Stress: 42 Prozent der Mütter leiden dem 8. Bundesfamilienbericht zu Folge im Alltag unter Zeitdruck, schon deshalb, weil nur jede dritte berufstätige Mutter Einfluss hat auf ihre Arbeitszeiten. Bei den berufstätigen Vätern ist der Zeitmangel noch deutlicher: Zwei von drei Vätern wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder. In der Regel vergeblich.