Berlin. Mehr als ein Jahr war Helmut Kohl abgetaucht. Jetzt meldet sich der Alt-Kanzler auf der öffentlichen Bühne zurück. Anfang April nimmt er in Stuttgart den Hanns-Martin-Schleyer-Preis entgegen. Kohl will nach Angaben seines Büros dabei auch selber reden.

Mehr als ein Jahr nach einer schweren Kopfverletzung als Folge eines Sturzes tritt Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU) erstmals wieder öffentlich auf. Kohls Büro bestätigte am Dienstag auf ddp-Anfrage einen Bericht der Zeitung «Die Welt», wonach Kohl am 8. April in Stuttgart an einer Veranstaltung der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung teilnehmen wird.

Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Ehefrau Maike. Foto: ddp
Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Ehefrau Maike. Foto: ddp © ddp

Die Stiftung zeichnet Kohl mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis "für hervorragende Verdienste um die Festigung und Förderung der Grundlagen eines freiheitlichen Gemeinwesens» aus. Benannt ist der Preis nach dem 1977 von der RAF ermordeten Arbeitgeber-Präsidenten. Der Alt-Kanzler will nach Angaben seines Büros dabei auch selber reden, wobei die Länge der Ausführungen noch unklar sei. «Ich habe damals einen Freund verloren», hat Kohl der «Welt» zufolge seine Ausführungen überschrieben.

OP wegen Schädel-Hirn-Trauma

Kohl wird am Freitag 79 Jahre alt. Er war nach einem Sturz im Februar 2008 in seinem Wohnhaus in Ludwigshafen in die Universitätsklinik Heidelberg gebracht worden. Dort musste er wegen eines Schädel-Hirn-Traumas sofort operiert werden. Während des folgenden Reha-Aufenthalts hatte Kohl im Mai 2008 in der Kapelle der Klinik seine Lebensgefährtin Maike Richter im engsten Freundeskreis geheiratet. Im Juli konnte Kohl die Reha-Klinik verlassen.

Insbesondere seit dem Herbst habe sich Kohl Zug um Zug erholt, erfuhrt die «Welt» aus seiner Umgebung. Kohl werde in Stuttgart bei seinem Auftritt aber «sicher im Rollstuhl sitzen». Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt habe Kohl in den vergangenen Monaten zahlreiche Politiker empfangen. Dazu gehören Verteidigungsminister Franz Josef Jung, die Ministerpräsidenten Roland Koch und Jürgen Rüttgers, der frühere Ministerpräsident Bernhard Vogel sowie der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder (alle CDU). Im Dezember 2008 besuchte der damalige Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) Kohl. Auch der einstige FDP-Außenminister Klaus Kinkel gehörte zu den Gästen des Alt-Kanzlers. (ddp)

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