Berlin. . Nach der Sabotage durch Brandsätze bereitet die Bahn Schadenersatzklagen vor. Kunden können sich indes keine Hoffnungen auf Entschädigung machen. SPD-Innenexperte Wiefelspütz warnt derweil vor Vergleichen der jüngsten Übergriffe mit der RAF.

Nach dem Fund von Brandsätzen an Bahnanlagen im Großraum Berlin gibt es nach Einschätzung des SPD-Innenexperten Dieter Wiefelspütz keine Anhaltspunkte für einen neuen Linksterrorismus in Deutschland. Bei diesen Straftaten gehe es bei aller berechtigten Empörung um einen Eingriff in den Schienenverkehr, aber nicht um „wahlloses Töten“, sagte Wiefelspütz am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Ein Vergleich etwa mit der Rote Armee Fraktion (RAF) verbiete sich, sagte der SPD-Politiker weiter. Deshalb werde gegen die unbekannten Täter auch wegen des Verdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage ermittelt.

15 Brandsätze seit Wochenanfang gefunden

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte von „verbrecherischen, terroristischen Anschlägen“ gesprochen, die „in eine neue Dimension hineingehen“. Seit Wochenanfang wurden nach Polizeiangaben 15 Brandsätze gefunden.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, nach bisherigen Erkenntnissen handele es sich bei den Tätern um „keine große, organisierte, sondern um eine kleine linksextremistische Gruppe, deren Aktivitäten von der linksextremistischen Szene überwiegend abgelehnt werden“.

Täter offenbar sachkundig

Die Täter verfügten offenbar über Fachwissen, sagte Körting der Tageszeitung „B.Z.“. Er erklärte: „Sie waren sachkundig, kannten sich auf den Bahnanlagen aus, wussten genau, wo sie die Brandsätze deponieren mussten, um im Falle einer Zündung eine erhebliche Gefährdung des Bahnverkehrs zu erreichen.“ Zu der Frage, wie professionell die Brandsätze gebaut waren, wollte sich der Innensenator nicht äußern. Dazu könne er aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen.

Wegen Brandanschlägen verspätete Reisende können nicht mit Entschädigungen durch die Deutsche Bahn rechnen. Zwar hätten Bahnkunden bei Verspätungen weitgehende Rechte, sagte der Bahn-Sicherheitsvorstand Gerd Becht der „Bild“-Zeitung. Davon ausgenommen seien jedoch höhere Gewalt und Sabotage.

Ihrerseits will die Bahn aber Schadenersatzansprüche gegen die Täter geltend machen, die in und um Berlin reihenweise Brandsätze an Kabeln angebracht hatten. „Sollten die Täter ermittelt werden, strengen wir selbstverständlich Schadensersatzklagen an“, sagte Becht. „Für diesen Fall gehe ich von einem Millionenbetrag aus.“ (dapd)