Hagen. .

Das Angebot besteht seit Mai: Die Versicherten der AOK können ihren Arzt beurteilen. „Wir wollen verlässliche, faire und seriöse Informationen von Patienten für Patienten“, formulierte AOK-Nordwest-Vorstandschef Martin Litsch den Anspruch.

Einlösen kann das die Kasse bislang nicht.

Denn einsehen können Interessierte die Beurteilungen erst, wenn ein Arzt von mindestens zehn Patienten bewertet worden ist. „Wir wollen keine Einzelmeinungen wiedergeben“, sagt AOK-Nordwest-Vize Dieter Paffrath. Nur wird diese Hürde selten genommen, selbst in Berlin, Hamburg und Thüringen, den Testgebieten für den Arzt-Navigator, die 2010 online gingen. Sucht man etwa in Menden einen Hausarzt, findet man einen Arzt mit fünf Bewertungen, einen mit drei, ein paar mit einer, der Rest wurde noch gar nicht bewertet. Von den Bewertungen sieht man also: nichts. Da hilft es nicht, dass sich für den Arzt-Navigator die ganz Großen der Branche zusammengetan haben: Neben der AOK, dem größten deutschen Kassenverbund, die größte Einzelkasse Barmer GEK und die Weisse Liste, ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung und mehrerer Verbraucherorganisationen.

Andere Portale arbeiten mit "menschlichen Filtern"

Nun ist der Arztnavigator nur das jüngste einer ganzen Reihe von Arzt-Such- und Bewertungsportalen in Deutschland. Ganz früh, schon 1997, am Start war die Stiftung Gesundheit mit der Arzt-Auskunft. Sie ist somit so etwas wie die Mutter aller Arzt-Bewertungsportale. Auch weil die Stiftung als Dienstleister für andere Portale auftritt; umgekehrt speist sie Ergebnisse einiger anderer Portale in ihre Arzt-Auskunft ein. „Für uns ist alles, was der Verbreitung dient, nützlich“, sagt Stiftungsvorstand Peter Müller. Eine Mindestzahl von Bewertungen vor deren Veröffentlichung gibt es bei der Arzt-Auskunft nicht. Verleumdungen und Schmähkritik werden durch einen „echten menschlichen Filter“ ausgeschlossen; „anders geht es nicht“, sagt Müller: Eine Maschine funktioniere ja nur, wenn die Schmähung „grammatikalisch und orthografisch korrekt formuliert“ sei.

Müller sieht die Arztbewertungsportale erst „am Anfang einer langen Entwicklung“. Die Betroffenen, die Ärzte, sind skeptisch. Der Allgemeinmediziner Dr. Manfred Diensberg aus Wetter gibt zu bedenken, dass die Patienten vor allem „den ersten Eindruck“ bewerten: Terminvergabe oder Wartezeit. Wichtiges wie vor allem die Kompetenz des Arztes könnten sie erst nach vielen Kontakten - „wenn überhaupt“ - beurteilen. Offiziell ist die Ärzteschaft zurückhaltender: „Wir scheuen nicht die Bewertung von Patienten - aber es sollte schon fair zugehen“, sagt Ärztekammervorstand Prof. Frieder Hessenauer.