Essen.

Der Groschen ist gefallen, ein wenig spät, Ministerin Schröder! Das Betreuungsgeld wurde seit langem in der schwarz-gelben Koalition in Frage gestellt, weil die Haushaltslage angespannt ist. Nun will die Familienministerin die Prämie nur ein statt zwei Jahre lang zahlen. Sie sei darüber schon sehr froh „angesichts der Finanzlage“.

Bitter für Frau Schröder. Es ist ihr Prestigeprojekt. Es wird der CSU in Bayern ebenso wenig passen. Dort verkämpfte man sich dafür, dass Eltern (meist Mütter) dafür belohnt werden, dass sie in der Erziehungsphase zu Hause bleiben. In gewisser Weise passte das Projekt besser am Tegernsee als in Duisburg.

Die Zeiten der Zeit nicht erkannt?

Es ist seltsam, dass Schröder es immerhin für ein Jahr einführen will. Hat sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Starke Kräfte in der Union möchten selbst das Elterngeld auf den Prüfstand stellen. Wenn zwei Leistungen schon unbezahlbar sind, dann sollte man auf Schröders Betreuungsgeld light verzichten.

Geld ist knapp. Man kann einen Euro nur einmal ausgeben, entweder als direkte Unterstützung oder als Strukturhilfe für mehr Kita-Plätze. Hätten wir mehr Geld, würde sich der Zielkonflikt nicht stellen; und man könnte den Familien die Wahlfreiheit lassen.

Arbeiten mit gutem Gewissen

Das Wort von der Herdprämie ist polemisch, aber entspricht dem Lebensgefühl von Frauen. Wenn schon Anreize, dann dafür, dass sie mit gutem Gewissen arbeiten dürfen. Die Wirtschaft ist wegen der demografischen Entwicklung auf eine hohe Erwerbsquote von Frauen angewiesen. Auch das spricht dafür, die Fördergelder auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu konzentrieren.

Hinzu kommt der Verdacht, dass bildungsferne Schichten und Einwandererfamilien auf das Betreuungsgeld schielen. Ihren Kindern aber hilft mehr ein Kita-Platz, wo sie früh gefördert werden. Am Tegernsee, wo das Gehaltsniveau höher und der Ausländeranteil niedriger ist als in Duisburg, kann man das Betreuungsgeld ja zahlen.