Paris. .

Der frühere französische Staatspräsident Jacques Chirac und sein Premierminister Dominique de Villepin sollen nach Aussage eines Anwalts von westafrikanischen Herrschern illegale finanzielle Unterstützung von geschätzten 20 Millionen Dollar (knapp 15 Millionen Euro) erhalten haben.

Der Anwalt Robert Bourgi sagte dem Radiosender Europe-1 am Montag, er selbst habe zwischen 1995 und 2005 mit Geld gefüllte Koffer überbracht, darunter zehn Millionen Dollar zur Unterstützung von Chiracs Wiederwahl 2002. Die Anwälte Chiracs und Villepins haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Chirac muss sich derzeit unabhängig von den jüngsten Vorwürfen wegen Korruption vor Gericht verantworten. Die Vorwürfe gegen den 78-Jährigen gehen auf seine Zeit als Bürgermeister von Paris von 1977 bis 1995 zurück. So soll Chirac Arbeitsverträge an Verwandte und Familienmitglieder von Freunden vergeben habe, die aber nie eine Arbeit aufnahmen oder ausschließlich mit dem Wahlkampf für Chiracs Partei RPR beschäftigt waren, wie die konservative Partei vor der Umbenennung in UMP hieß. Im Falle einer Verurteilung drohen Chirac bis zu zehn Jahre Gefängnis und 150.000 Euro Strafe.

Villepin steht wegen Schmutzkampagne gegen Sarkozy vor Gericht

Auch Villepin hat bereits ohne die jüngsten Anschuldigungen juristische Probleme. Am Dienstag soll das Urteil in der „Clearstream-Affäre“ ergehen, in deren Zusammenhang Villepin eine Beteiligung an einer Schmutzkampagne gegen seinen damaligen Rivalen und heutigen Präsidenten Nicolas Sarkozy vorgeworfen wird. Villepin wurde im vergangenen Jahr bereits freigesprochen, allerdings ging die Staatsanwaltschaft in Berufung.

Bourgis Vorwürfe lenken erneut das Licht auf Frankreichs Kuschelkurs gegenüber autokratischen Regimen in seinen ehemaligen Kolonien. „Die ganze politische Klasse wusste, dass es da versteckte Finanzierung gab“, sagte Bourgi.

Chiracs Anwalt droht mit Klage

Chiracs Anwalt, Jean Veil, kündigte an, Bourgi wegen Verleumdung zu verklagen. Der Zeitpunkt der Bekanntmachung sei zumindest verdächtig, wenn nicht sogar skandalös, sagte er. Auch Villepin stellte die Motive hinter der Wahl des Zeitpunkts von Bourgis Bekenntnis in Frage.

Bourgi wies alle Andeutungen, seine Aussagen seien politisch motiviert, zurück. „Ich handle nur in meinem Namen. Niemand bat mich, das Interview zu machen. Es ist mein Gewissen, das verlangt hat, dass ich rede“, sagte er Europe-1. Weil die Zahlungen immer mit Bargeld getätigt worden seien, habe er keine Beweise. „In solchen Fällen gibt es nie irgendwelche Beweise“, sagte er.

Marie Aubry, Vorsitzende der oppositionellen sozialistischen Partei nannte Bourgis Vorwürfe „extrem ernsthaft“ und verlangte eine gerichtliche Untersuchung. (ap)