Krefeld. .

Die Staatsanwaltschaft Krefeld hat Ermittlungen gegen den international gesuchten Sektenarzt Hartmut Hopp eingeleitet. Ob dieser allerdings wie geplant am Donnerstag nach Krefeld zieht, bleibt fraglich.

Der international gesuchte Sektenarzt Hartmut Hopp gerät nun auch ins Visier der deutschen Justiz. Die Staatsanwaltschaft Krefeld leitete gegen den Mann Ermittlungen ein, wie ihr Sprecher am Mittwoch sagte. Zuvor hatte eine Menschenrechtsorganisation Anzeige unter anderem wegen Mordes und Kindesmissbrauchs erstattet.

Unterdessen ist weiter unklar, ob Hopp aus dem benachbarten Willich nach Krefeld umzieht. Hopp gilt als ehemals führendes Mitglied der in Chile beheimateten sektenähnlichen Colonia Dignidad. In der deutschen Auswanderersiedlung soll es während des Pinochet-Regimes schwere Menschenrechtsverstöße und Kindesmissbrauch gegeben haben.

In Chile war der Deutsche im Zusammenhang mit entsprechenden Vorwürfen Anfang des Jahres bereits zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden, wie der Sprecher der Krefelder Staatsanwaltschaft sagte. Das Urteil sei aber offensichtlich noch nicht rechtskräftig. Zudem sei derzeit noch unklar, ob Hopp Beihilfe oder Strafvereitelung vorgeworfen worden sei.

Langwierige Ermittlungen erwartet

In Krefeld dürften sich die Ermittlungen nach Einschätzung des Sprechers lange hinziehen. Bislang lägen nicht einmal die Originalunterlagen aus Chile vor, sagte er. Zudem müssten alle Papiere zunächst übersetzt werden. Allein das Urteil umfasse etwa 500 Seiten.

Eine Auslieferung des international gesuchten Hopp jedenfalls dürfte schwierig werden. Der Arzt müsse einer solchen Übergabe an Chile zustimmen, da das Gesetz Auslieferungen normalerweise verbiete, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Unterdessen ist weiter fraglich, ob Hopp am Donnerstag tatsächlich - wie im Mietvertrag - vereinbart mit seiner Frau in seine neue Wohnung nach Krefeld zieht. Der Vermieter, die örtliche Wohnungsbaugesellschaft Wohnstätte, geht nach einem erneuten Gespräch am Mittwoch davon aus, dass es nicht zu dem Umzug kommen wird, wie ihr Vorstand Thomas Siegert sagte. „Wir haben den Eindruck, dass er sich etwas anderes sucht“, sagte Siegert der Nachrichtenagentur dapd. Sicher sei dies jedoch nicht.

Gegen Hopps Umzug nach Krefeld hatte sich unter den Anwohnern Widerstand geregt. Die Wohnungsgesellschaft hatte dem Sektenarzt nach Bekanntwerden seiner Vorgeschichte gekündigt, was jedoch rechtlich kaum haltbar ist. (dapd)