Moskau. . Zu einem inoffiziellen Besuch ist Staatschef Kim Jong Il nach Russland gereist. Der Diktator reiste aus Angst um seine Sicherheit mit dem Zug nach Russland. Dort will er auch mit Präsident Dimitri Medwedew sprechen.

Nordkoreanischer Staatschef in RusslandGespräch mit Medwedew geplant

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il ist am Samstag per Bahn zu einem seltenen Besuch in Russland eingetroffen. Zentraler Programmpunkt der einwöchigen Reise in Sibirien und dem Fernen Osten Russlands werde ein Treffen zwischen Kim und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew sein, erklärte der Kreml in Moskau. Angesichts der schweren Hungerkrise in dem kommunistischen Land versprach Moskau die Lieferung von 50. 000 Tonnen Weizen.

Sonderzug um 12.00 Uhr Ortszeit den Grenzfluss Tumen im Fernen Osten Russlands und fuhr in den Bahnhof von Chassan ein. Kim ist dafür bekannt, aus Sorge um seine Sicherheit für seine Reisen stets die Bahn zu benutzen.

Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA bestätigte in einer knappen Meldung, dass sich Kim für einen „inoffiziellen Besuch“ nach Russland begeben habe. Eine Sprecherin Medwedews sagte, der Präsident wolle Mitte kommender Woche Kim treffen.

Erneut Diskussion um Kims Gesundheitszustand

Bei dem letzten Besuch Kims in Russland im Jahr 2002 war er in Wladiwostok mit dem damaligen Präsidenten Wladimir Putin zusammengekommen. Nach Angaben eines Sprechers Putins, der inzwischen Regierungschef ist, werde es diesmal aber kein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber geben.

Unbestätigten Medienberichten zufolge war die Reise Kims nach Russland eigentlich bereits Ende Juni angedacht, wurde jedoch verschoben. Während südkoreanische Medien Meinungsverschiedenheiten als Grund angaben, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo, die Verschiebung der Reise stehe im Zusammenhang mit dem schlechten Gesundheitszustand Kims.

Beobachter gehen davon aus, dass es bei dem Besuch Kims vor allem um humanitäre und wirtschaftliche Hilfe zur Bekämpfung der Hungerkrise in dem isolierten kommunistischen Staat gehen wird. Nach Angaben der EU-Kommission ist die Versorgungslage inzwischen so schwierig, dass die Bevölkerung Gras isst. Moskau kündigte am Freitag die Lieferung von bis zu 50.000 Tonnen Weizen an, um bei der Linderung des „akuten Mangels an Nahrungsmitteln“ zu helfen.

Nordkorea will stärkere Beziehungen zu Russland

Traditionell sind die Beziehungen Nordkoreas zum ebenfalls kommunistischen China enger als zu Russland. Angesichts der derzeitigen Krise sucht Pjöngjang nun offenbar aber auch verstärkt Kontakt zu Moskau. Vor einigen Tagen forderte Medwedew Nordkorea zur Zusammenarbeit beim Bau von Gasleitungen, Eisenbahn- und Stromtrassen über seine Grenzen auf.

Russland braucht eine Pipeline für seine Gaslieferungen nach Südkorea, das wiederum langfristig den Bau durchgehender Eisenbahnstrecken nach Russland und China plant.

Bei den Gesprächen in Russland dürfte es zudem um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm gehen. Die Sechsergespräche mit den USA, Südkorea, Russland, Japan und China über das Programm hatte Pjöngjang im April 2009 offiziell abgebrochen.

Anfang August kündigte das nordkoreanische Außenministerium jedoch deren Fortsetzung „in naher Zukunft“ an. Demnach sollen die Verhandlungen „ohne Vorbedingungen“ geführt werden. (afp)