Brüssel. . Die Furcht vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa schreckt die Politik auf: Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi kündigte ein Sondertreffen der G-7-Finanzminister an. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet trotz Urlaubs.
Die Furcht vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa schreckt die Politik auf: Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi kündigte am Freitag ein Sondertreffen der Finanzminister der sieben führenden Industriestaaten (G-7) „in ein paar Tagen“ an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stimmte sich während ihres Urlaubs in Südtirol mit mehreren Staats- und Regierungschefs zu den Turbulenzen an den Finanzmärkten ab.
Ein Krisentelefonat der europäischen Spitzenpolitiker folgte am Freitag dem nächsten. Merkel telefonierte nach einem Gespräch mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy auch mit dem britischen Premier David Cameron und mit Berlusconi. Dieser wiederum sprach mit führenden EU-Vertretern und seinem spanischen Kollegen José Luis Rodríguez Zapatero. Letzterer telefonierte auch mit Sarkozy. Für Freitagabend war zudem ein Gespräch zwischen Merkel und US-Präsident Barack Obama geplant. Auch Berlusconi wollte Obama sprechen.
„Die Lage ist sehr schwierig“
Der italienische Regierungschef sagte, er habe das Sondertreffen der G-7-Finanzminister mit Sarkozy abgesprochen. Das Treffen werde „in ein paar Tagen“ stattfinden und solle einen Gipfel der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G-8) vorbereiten. „Die Lage ist sehr schwierig und sie erfordert abgestimmte Eingriffe“, fügte der italienische Ministerpräsident hinzu. „Wir müssen anerkennen, dass die Welt in eine weltweite Finanzkrise geraten ist, die alle Länder betrifft“.
Ein Sprecher der Bundesregierung erklärte, Merkel sei sich mit allen Gesprächspartnern einig gewesen, dass die Beschlüsse des Euro-Gipfels vor zwei Wochen „schnell“ umgesetzt werden müssten. EU-Währungskommissar Olli Rehn, der am Freitag aus seinem Urlaub nach Brüssel zurückgeeilt war, sagte, alle betroffenen Institutionen arbeiteten „Tag und Nacht“ an der Umsetzung der Gipfelbeschlüsse. An den Börsen ging die Talfahrt aber weiter.
Nervosität an den Finanzmärkten
Zugleich verteidigte Rehn die Forderung von Kommissionspräsident José Manuel Barroso nach einer möglichen Aufstockung des Rettungsfonds, mit der dieser am Donnerstag für weitere Nervosität an den Finanzmärkten gesorgt hatte. Die Ausweitung des EFSF gehöre seit langem zu den Forderungen der EU-Kommission, sagte Rehn. Um „effektiv und glaubwürdig“ zu bleiben, müsse der EFSF regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
Der Währungskommissar betonte zudem, Spanien und Italien würden keine Hilfe des Fonds benötigen. Ihre Wirtschaftslage rechtfertige derartige Befürchtungen der Finanzmärkte nicht. Die Lage in beiden Ländern wird derzeit mit großer Sorge betrachtet. Berlusconi kündigte am Freitag an, die Umsetzung des im Juli verabschiedeten Sparpakets zu beschleunigen, um schon 2013 - und damit ein Jahr früher - einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. (afp)