Essen. . Die Vereinten Nationen sprechen zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder von einer Hungersnot. Doch die internationale Hilfe läuft nur spärlich an. Auch Privatleute spenden kaum.
Die Menschen in Ostafrika leiden unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. Zehntausende sind bereits an den Folgen des Hungers gestorben. Die Vereinten Nationen sprechen zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder von einer Hungersnot. Doch die internationale Hilfe läuft nur spärlich an. „Die Not ist so groß, die Spenden reichen vorne und hinten nicht“, beklagt Angelika Böhling von der Kindernothilfe. Es sei „erschreckend, wie wenig Länder Geld zur Verfügung stellen“. Lediglich Großbritannien sei mit einer Soforthilfe von 60 Millionen Euro als gutes Beispiel vorangegangen.
Deutschland hat bisher sechs Millionen Euro zugesagt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass sie in den kommenden zwei Monaten weitere Soforthilfen in Höhe von 212 Millionen Euro benötigen. Insgesamt brauchen sie Hilfskräfte zur Bekämpfung der Hungersnot rund eine Milliarde Euro.
Geringe Spendenbereitschaft der Deutschen
Doch auch die Spendenbereitschaft der Deutschen hält sich bisher in Grenzen. „Die privaten Spenden laufen nur schleppend an“, berichtete Birte Steigert vom Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“. Als möglichen Grund nennt Steigert die mangelhafte Berichterstattung. „Die Medien haben erst sehr spät angefangen, über die katastrophale Lage in Ostafrika zu berichten“, sagt Steigert.
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Erschwerend komme hinzu, dass eine schleichende Katastrophe wie jetzt am Horn von Afrika nicht solche Bilder liefere wie ein Erdbeben in Haiti oder eine Flut in Pakistan. Auch von einer großen Spendengala ist bisher noch nicht die Rede. Dabei müssten noch nicht einmal große Summen gespendet werden. „Auch wenige Euro können Leben retten“, sagt Angelika Böhling von der Kindernothilfe. Sie ruft die deutsche Bevölkerung eindringlich auf, zu spenden.
Regierungen haben Warnungen ignoriert
Bereits vor Monaten hatten Hilfsorganisationen vor der drohenden Katastrophe gewarnt. Doch die Regierungen haben die Warnungen ignoriert und die Situation nicht ernst genommen. „Erst jetzt, wo es fast zu spät ist, wird die verzweifelte Lage der Menschen in Ostafrika langsam wahrgenommen“, sagt Angelika Böhling. „Es ist höchste Zeit, jetzt schnell zu handeln, ansonsten werden hunderttausende Menschen sterben“, ruft sie die internationale Gemeinschaft auf.
Auch die britische Regierung hat die wohlhabenden europäischen Staaten zu mehr Hilfe für die notleidende Bevölkerung aufgefordert. „Wir haben bisher einige lächerliche Angebote von reichen europäischen Regierungen gesehen“, sagte der britische Minister für internationale Entwicklung, Andrew Mitchell.
Währenddessen haben viele Organisationen die humanitäre Hilfe für Ostafrika aufgestockt. Die Kindernothilfe erhöhte die Soforthilfe auf 300.000 Euro und weitet die Hilfsmaßnahmen auf Somalia aus. Auch die Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international stellten zusätzlich insgesamt 600.000 Euro für Soforthilfe bereit.