Stuttgart. Auch ohne größere Zusatz-Investitionen wird der geplante unterirdische Bahnhof ein Drittel mehr Kapazitäten haben als der jetzige. Damit ist eines der wichtigsten Kriterien für den Weiterbau erfüllt.
Das umstrittene Bahnhofs-Neubauprojekt "Stuttgart 21" hat den von der Schlichtung geforderten Stresstest der Deutschen Bahn bestanden. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dapd am Sonntag aus dem Umfeld der Deutschen Bahn AG. Die Simulation habe ergeben, dass der geplante unterirdische Bahnhof auch ohne kostspielige Erweiterungen in der Spitzenzeit 30 Prozent mehr leisten könne als der jetzige Kopfbahnhof, hieß es.
So sei der von Schlichter Heiner Geißler angeregte Ausbau des Bahnhofs um zwei Gleise nicht nötig. Nur der Flughafenanschluss muss den Informationen zufolge zweigleisig werden. Überdies soll der Bahnknoten neben der neuen Signaltechnik ETCS auch weiter die konventionelle Technik vorhalten. Beides zusammen kommt laut Bahn AG auf zusätzlich 40 Millionen Euro. Für das Gesamtprojekt werden offiziell 4,1 Milliarden Euro veranschlagt. Die Simulation muss noch von einem unabhängigen Gutachter geprüft werden. Das Ergebnis einschließlich Gutachter-Testat soll am 14. Juli der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Unter Hinweis auf die noch ausstehende Überprüfung durch die schweizerische Firma SMA lehnte ein Sprecher der Deutschen Bahn eine förmliche Bestätigung am Sonntag ab. Er sagte jedoch, die Bahn habe sich stets zuversichtlich geäußert, dass das neue Bahnhofskonzept die Bedingungen erfülle.
Kritiker von Stuttgart 21 hatte gehofft, dass das Stresstest-Ergebnis für den neuen Bahnhof deutliche Kostensteigerungen und somit das wirtschaftliche Aus für das Milliardenprojekt mit sich bringt. Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg liegt bei Stuttgart 21 über Kreuz: Die Grünen sind dagegen, die SPD ist dafür. Im Koalitionsvertrag haben beide eine Volksbefragung zu dem in der Bevölkerung umstrittenen Vorhaben im Oktober vereinbart. (dapd)