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Auf der Webseite sexybundestag.de können geneigte Besucher wählen, mit welchem von jeweils zwei Abgeordneten sie lieber Sex hätten. Auf der resultierenden Rangliste liegen viele junge Frauen von der Linken vorn - Macht macht offenbar doch nicht ganz so sexy.

Sexy und Bundestag: Zwei Wörter, die vermutlich nur für aufstrebende Politiker gut zusammenpassen. Und für Francis Boulle. Der britische Jungunternehmer hat die Seite sexybundestag.de ins Netz gestellt: Wer mag, kann da den oder die Abgeordente mit dem größten Sex-Appeal wählen. Bundeskanzlerin Angela Merkel rangiert in der Frauen-Liste auf den hinteren Plätzen, vorne finden sich ziemlich viele Linke-Abgeordnete.

„Mit welchem Politiker oder welcher Politikerin würden Sie lieber...? Wählen Sie“, fordert Boulle seine Besucher auf und präsentiert zwei Porträtfotos. Bei der englischen Seite sexymp.co.uk, mit der der 22-Jährige seit Mai den Briten angeblich gern die Mitglieder ihres Parlamentes näher bringen will, wird er deutlicher „Mit welchem Abgeordneten hätten Sie lieber Sex?“ Wer Pech hat, muss auf der deutschen Seite allerdings nach dem ersten Klick schon zwischen Werbung für Tagesgeldkonten oder Sturmhauben für Biker wählen. Oder zwischen Peter Hintze und Ronald Pofalla.

Er erwarte, dass einige die Seite anstößig fänden, schreibt, Boulle – auch wenn es nie seine Absicht gewesen sei, das zu sein. Was er selbst sein will, ist nicht so ganz klar: Reality-TV-Darsteller, Erbe einer Diamanten-Mine oder Jungunternehmer. Vielleicht will er auch der nächste Mark Zuckerberg sein: Der Facebook-Milliardär hatte das soziale Netzwerk zuerst als Wahl-Seite für die sexiesten Harvard-Studentinnen und -Studenten konzipiert. Immerhin will Boulle nicht diskriminieren. Wer nicht speziell männliche oder weibliche Abgeordnete (oder wie der Seiten-Autor sie nennt: Abgeortnete) anklickt, bekommt auch gemischte Doppel präsentiert und muss/darf/kann zum Beispiel zwischen Dr. Christiane Ratjen-Damerau oder Sigmar Gabriel wählen.

Das Angebot im Bundestag ist eine gute Lektion in „es zählen nur die inneren Werte“

Generell ist das Angebot im deutschen Bundestag eine gute Lektion in „es zählen nur die inneren Werte“. Macht macht vielleicht sexy, allerdings tut sie das nicht auf Fotos. Und so möchte man eigentlich meistens lieber gar nix anklicken, als etwa zwischen dem Straubinger, Max von der CSU und Paul K. Friedhoff von der FDP zu wählen (sorry, Gentlemen, ist nichts Persönliches, Sie sind bestimmt wirklich nette Menschen). Und könnte vielleicht jemand den Sozialdemokraten verraten, dass SPD-Rot eine geradezu schmerzhafte Hintergrund-Farbe für Porträts von weißen Menschen ist?

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Der gefallene CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg hat trotz Plagiatsaffäre immerhin noch seinen Platz im sexy Bundestag, und mit Nummer 68 von 428 Männern auch keinen schlechten, das ist vielleicht ein Trost. Michael Groschek, Generalsekretär der NRW-SPD, landet im letzten Viertel der Männer-Rangliste, und man fragt sich, ob er sich nicht für mehr als zwei Plätze sexier als den FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle hält. Der dynamische FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr schafft’s unter die Top Ten, zumindest zum dem Zeitpunkt, als dieser Artikel entstand – weil offenbar wirklich Menschen entscheiden wollen, wer sexier ist, ändert sich die Rangliste ständig.

In der gemischten Ergebnisliste vom sexy Bundestag ist eine Frauenquote übrigens völlig überflüssig, was darauf schließen lässt, dass sich mehr Männer für den sexy Bundestag interessieren. Und die Fünf-Prozent-Hürde spielt auch keine Rolle, vielleicht eher die 35-Jahre-Hürde: In der Frauen-Rangliste liegen junge Linke vorn – Yvonne Ploetz, Nicole Gohlke, Caren Lay und Sahra Wagenknecht sind unter den Top Ten. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ist offenbar vier Plätze sexier als Andrea Nahles (65 und 69) und die Grüne Bärbel Höhn und Beatrix Philipp von der CDU gehören zu den Schlusslichtern. Ob das auch so gestandene Politikerinnen trifft?