Untersuchung listet zahlreiche Mängel und Fehler in Atomlager auf.Bundesumweltminister Sigmar Gabriel prüft strafrechtliche Schritte

Berlin. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat nach der Vorlage eines Gutachtens zum Atomlager Asse harte Konsequenzen gefordert. Die Sanierung des Versuchsendlagers für schwach- und mittelradioaktiven Müll könne Milliarden kosten. Am Donnerstag will Gabriel mit Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) und Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) über Konsequenzen beraten.

Dem "Statusbericht" zufolge, den Sander erstellt hat, wurde das Endlager Asse ohne die nötigen Genehmigungen errichtet und ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen betrieben. Der Betreiber sei seit langem ohne Genehmigung und unsachgemäß mit radioaktiven Stoffen umgegangen. Über die bisher dokumentierten Abfälle hinaus könnten weitere auftauchen. Bei der Einlagerung seien Langzeitfolgen wie ein Wassereinbruch in dem ehemaligen Salzbergwerk nicht ausreichend untersucht worden. Der Umgang mit bereits radioaktiven Salzlösungen sei mangelhaft.

Es sei "unglaublich", so Gabriel, dass dem Betreiber schon vor 1967 bekannt war, wie undicht das Bergwerk ist. Mitarbeiter hätten zugegeben, Atommüll-Fässer in feuchten Kammern abgekippt zu haben. Anders als behauptet, lagerten auch Kernbrennstoffe in der Asse. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Renate Künast, stellte gestern Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig Die Technologie-Expertin der FDP, Ulrike Flach, forderte Bundesumweltminister Gabriel auf, den Betrieb von Asse zu übernehmen. Asse sei ein typischer Fall dafür, dass man davon ausgehe, dass ein Problem in "guten Händen ist, wenn man es Forschern überlässt", sagte sie der WAZ.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan, in deren Zuständigkeit das als Forschungsbergwerk deklarierte Atommülllager bisher fiel, habe ihren Widerstand gegen eine Verlagerung aufgegeben, war aus Berlin zu vernehmen. Ein Wechsel des Betreibers sei nicht ausgeschlossen.