Essen. . SPD-Ministerpräsidentin Kraft zieht eine erste Bilanz: „Unter Demokratie-Gesichtspunkten ist es interessant, was wir machen. Es ist eine andere Form des Regierens. Es gibt eben kein Durchregieren mehr“. Die CDU hätte ihre Rolle noch nicht gefunden.
Vor einem Jahr, im Juni 2010, steckte Hannelore Kraft mitten in den Koalitionsverhandlungen. Drei Wochen später kam es in Nordrhein-Westfalen zur rot-grünen Minderheitsregierung.
Jetzt zieht die SPD-Ministerpräsidentin eine erste Bilanz: „Unter Demokratie-Gesichtspunkten ist es interessant, was wir machen. Es ist eine andere Form des Regierens. Es gibt eben kein Durchregieren mehr“. Politikwissenschaftler rieten ihr schon, möglichst lange durchzuhalten – als ideales Forschungsobjekt.
Kraft war Dienstagabend mitten im Essener Südviertel. Im Plakat Kunst Hof Rüttenscheid stand sie beim 200. Stammtisch&Talk Moderator und NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers Rede und Antwort. Gerade CDU und Linke, glaubt Kraft, haben mit der neuen Konstellation im Landtag noch Anpassungsschwierigkeiten. „Die CDU hat ihre Rolle noch nicht gefunden“. Der Streit um die Schulgespräche belege das. Und die Linke („die Linken kann ich nicht ausschließen. Sie sind demokratisch gewählt“) hätten im ersten Jahr „eine Menge zu lernen gehabt“. Zum Beispiel: „Sie müssen auch mal sagen, wo das Geld herkommen soll, das sie fordern.“
Den Politikbetrieb, in den sie seit der Regierungsübernahme umso stärker eingebunden ist, nennt sie „Laufrad“, von dem man sich auch lösen können muss: „Wenn man immer an Politik denkt, macht man keine gute Politik mehr“. Das gibt es also Dinge, die sie außer Politik mag: Die Familie, Spiele, Ratesendungen – und natürlich bald die Frauen-WM im Fußball.