Washington. . Kino, Dampfbad und 50.000 Dollar Monatsmiete: Wie Ex- IWF-Chef Strauss-Kahn jetzt in einem New Yorker Trendviertel auf seinen Vergewaltigungs-Prozess wartet. Die Anklage will in der Sex-Affäre mit aller Härte gegen ihn vorgehen.

Solche Summen sind für die Parteifreunde daheim politisch gefährlich: 35 000 Euro Monatsmiete für ein dreigeschossiges Haus mitten in Manhattans Trendbezirk Tribeca. „Ich kann verstehen, dass solche Zahlen Millionen von Franzosen schockieren“, heißt es von der sozialistischen Partei Frankreichs.

Dominique Strauss-Kahn da­gegen dürften die hochgezogenen Augenbrauen seiner Landsleute weitgehend egal sein. Für den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds geht es jetzt nur noch darum, sich auf eine Prozess-Schlacht vorzubereiten, an deren Ende ihm eine jahrzehntelange Haftstrafe drohen kann.

Die Anklage wirft dem einst mächtigen Spitzenpolitiker, der unlängst noch beste Chancen besaß, Nicolas Sarkozy im nächsten Jahr abzulösen, versuchte Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und eine ganze Reihe anderer Delikte vor.

Um zwei so genannte „big guns“, zwei ausgewiesene Anklagefüchse, hat Chefankläger Artie McConnell seinen Stab inzwischen aufgestockt – ein Zeichen in Richtung Strauss-Kahn, dass die Anklage mit aller Härte gegen ihn vorgehen wird. Strauss-Kahn wiederum lässt sich von einem Verteidiger vertreten, der als Spezialist für fast schon aussichtslose Fälle gilt. Anfang Juni muss er wieder vor Gericht erscheinen.

Eine Sorge ist der Franzose zumindest los. Vier Nächte hatte er nach seiner Freilassung auf Kaution in Höhe von insgesamt sechs Millionen Dollar in einer Dienstwohnung der Firma verbringen müssen, die für seine Überwachung zuständig ist. Ein angemietetes Luxus-Appartement auf Manhattans Upper East Side konnte er nach der Entlassung aus der U-Haft nicht beziehen, weil die Nachbarn Sturm liefen.

Nun also Tribeca weiter unten in Manhattans Süden, ganz nah am Finanzdistrikt, in dessen Geschäften sich der französische Ex-Finanzminister bestens auskennt. 632 möblierte Quadratmeter einschließlich Dachterrasse, kleinem Kinosaal, Wasserfall-Dusche und Dampfbad bilden in den nächsten Monaten Strauss-Kahns „goldenes Gefängnis“. Verlassen darf er das Haus in der Franklin Street, in der so prominente Nachbarn wie Robert de Niro oder Cameron Diaz wohnen, nur für Arzt- oder Synagogenbesuche.

Mit der Andeutung eines Lächelns in den Mundwinkeln, unter den Arm ein iPad geklemmt und bewacht von zwei stämmigen Aufpassern, aber ohne Handschellen wechselte Strauss-Kahn am Mittwochabend Ortszeit vom Übergangsquartier in die neue Luxus-Herberge in einem der trendigsten New Yorker Bezirke voller Galerien und Spitzen-Restaurants.

Reiche Ehefrau

Minuziös notierte der Pariser „Figaro“, dass sich Strauss-Kahn kurz darauf ein Steak mit Pommes Frites, in den USA sinnigerweise „french fries“ genannt, kommen ließ – zum Preis von 242 Dollar. Der Bote, so der „Figaro“, kassierte 25 Dollar Trinkgeld, das absolute Minimum nach den Regeln der amerikanischen Trinkgeldgesetze.

Bei allem Reichtum, der sich vor allem auf das große Vermögen seiner betuchten Ehefrau Anne Sinclair stützt, der Enkelin eines reichen New Yorker Kunsthändlers, gucken die Strauss-Kahns wohl doch auf den Dollar. Sinclair war es immerhin gelungen, den geforderten Mietpreis von 60 000 Dollar auf 50 000 Dollar im Monat zu drücken.

Seit Monaten stand das Haus mit der falschen Fassade, das der Stararchitekt Leopoldo Rosati von Grund auf renoviert und durchgestylt hatte, leer.