Berlin. . Ein Anstieg des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre bis 2045 und auf 69 Jahre bis 2060 werde „erforderlich sein“. So steht es im Bericht, den die Wirtschaftsweisen vorgelegt haben. Der Bericht löste Unruhe aus.
Wollen die Deutschen länger arbeiten oder mehr Zuwanderer ins Land holen? Das ist die Zukunftsfrage angesichts der Überalterung der Gesellschaft. Die Antwort der fünf „Wirtschaftsweisen“: Ein Anstieg des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre bis 2045 und auf 69 Jahre bis 2060 werde „erforderlich sein“. So steht es im Bericht, den die Weisen am Mittwoch vorgelegt haben.
In Berlin löste der Bericht Unruhe aus. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will erst die Rente mit 67 durchsetzen. Der Vorschlag sei „deutlich verfrüht und gewissermaßen der zweite Schritt vor dem ersten, nun darüber zu diskutieren, welche Altersgrenze in einem halben Jahrhundert zweckmäßig wäre“, erklärte ihr Ministerium der WAZ. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) findet es gut, die künftigen Lasten nicht über höhere Steuern und Beiträge zu decken.
SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil gab zu bedenken, „bisher sind noch nicht einmal die Voraussetzungen für den Einstieg in die Rente mit 67 gegeben“. Erwerbsaustritt und Renteneintritt lägen noch weit auseinander. Wenn Rösler über die Rente mit 69 philosophiere und nichts für die Jobchancen älterer Menschen tue, „ist das nur noch zynisch“, sagte er der WAZ. Als Regelfall strebt die SPD einen nahtlosen Übergang aus dem Erwerbsleben in eine abschlagsfreie Rente an. „Das erreichen wir nur, wenn wir die Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitnehmer verbessern und mehr flexible Übergänge in die Rente schaffen“, so Heil.
Von 2015 bis 2030 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, und die Zahl der Arbeitnehmer sinkt. Daran würde eine höhere Geburtenrate zunächst nichts ändern; sie würde sich erst nach 20 Jahren positiv auswirken.
Höhere Verschuldung pro Kopf, „massive Verteilungsprobleme“ seien die Folge, gerade in der Kranken- und Rentenkasse. Die „Weisen“ halten sie allerdings für beherrschbar, wenn es gelinge, die Erwerbstätigkeit der Frauen und das Renteneintrittsalter zu erhöhen und mehr qualifizierte Arbeitskräfte anzuwerben.
Um das Arbeitskräfteangebot auf dem heutigen Niveau zu halten, wäre eine jährliche Nettozuwanderung von 400 000 Menschen nötig. In ihren Berechnungen gehen die Experten von deutlich weniger aus: 100 000. Eine Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen auf das skandinavische Niveau würde helfen, aber nur dazu führen, dass das Angebot um zwei Prozentpunkte steige. Deswegen kommen die „Weisen“ auf das höhere Renteneintrittsalter zurück, „wobei für spezielle Berufe besondere Lösungen geprüft werden können“, schreiben sie.