Berlin. . Peer Steinbrück hat sich in einem Interview als Kanzlerkandidat der SPD ins Spiel gebracht. Nicht alle Parteimitglieder sind davon begeistert. Generalsekretärin Andrea Nahles rügte den Vorstoß prompt.

Andrea Nahles re­a­gierte wie aus der Pistole geschossen. Kaum liefen die Meldungen über Peer Steinbrücks Äußerungen zur Kanzlerkandidatur über die Ticker, brachte die Generalsekretärin der Sozialdemokraten einen Tadel in Umlauf: „Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen.“ Das saß.

Steinbrück tritt ab

...einfaches Mitglied des Deutschen Bundestags. Seine Karriere beginnt bei der Bundeswehr:
...einfaches Mitglied des Deutschen Bundestags. Seine Karriere beginnt bei der Bundeswehr: © AP
Von 1968 bis 1969 absolvierte Steinbrück die Ausbildung zum Reserveoffizier. Ab 1970 studierte er in Kiel Volkswirtschaftslehre und Soziologie. Das Studium schloss er im Dezember 1974 als Diplom-Volkswirt ab.
Von 1968 bis 1969 absolvierte Steinbrück die Ausbildung zum Reserveoffizier. Ab 1970 studierte er in Kiel Volkswirtschaftslehre und Soziologie. Das Studium schloss er im Dezember 1974 als Diplom-Volkswirt ab. © ddp
Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1974–1976) und wechselte 1976 ins Bundesministerium für Verkehr.
Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1974–1976) und wechselte 1976 ins Bundesministerium für Verkehr. © ddp
1977 wurde er persönlicher Referent der Minister Hans Matthöfer und Dr. Volker Hauff im Bundesministerium für Forschung und Technologie. Von 1978 bis 1981 arbeitete er im Bundeskanzleramt und der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin.
1977 wurde er persönlicher Referent der Minister Hans Matthöfer und Dr. Volker Hauff im Bundesministerium für Forschung und Technologie. Von 1978 bis 1981 arbeitete er im Bundeskanzleramt und der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. © ddp
Zwischen 1983 und 1985 war er als Referent der SPD-Fraktion des Bundestages, zwischen 1985 bis 1986 dann im Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen tätig.
Zwischen 1983 und 1985 war er als Referent der SPD-Fraktion des Bundestages, zwischen 1985 bis 1986 dann im Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen tätig. © ddp
1986 bis 1990 war er Büroleiter des Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dann wechselte er als Staatssekretär nach Schleswig-Holstein, zunächst ins Ministerium für Natur, Umwelt und Landesentwicklung (bis 1992), dann ins Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr (bis 1993).
1986 bis 1990 war er Büroleiter des Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dann wechselte er als Staatssekretär nach Schleswig-Holstein, zunächst ins Ministerium für Natur, Umwelt und Landesentwicklung (bis 1992), dann ins Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr (bis 1993). © ddp
Peer Steinbrück ist seit 1969 Mitglied der SPD und seit 2005 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 1995 Mitglied der IG Metall
Peer Steinbrück ist seit 1969 Mitglied der SPD und seit 2005 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 1995 Mitglied der IG Metall © ddp
Steinbrück 2006 im Plenum des Bundestages im Gespräch mit Angela Merkel. Die Abgeordneten debattierten über den Haushalt.
Steinbrück 2006 im Plenum des Bundestages im Gespräch mit Angela Merkel. Die Abgeordneten debattierten über den Haushalt. © ddp
Im Februar 2007 hat Steinbrück noch Ziele. Hier mit dem Präsidenten der Deutschen Bank, Axel Weber, auf einer Konferenz in Essen. Die G7-Finanzminister und Spitzenbanker diskutierten, ob die G7 sich aufstrebenden Ländern wie Russland und China öffnet. Steinbrück war dafür.
Im Februar 2007 hat Steinbrück noch Ziele. Hier mit dem Präsidenten der Deutschen Bank, Axel Weber, auf einer Konferenz in Essen. Die G7-Finanzminister und Spitzenbanker diskutierten, ob die G7 sich aufstrebenden Ländern wie Russland und China öffnet. Steinbrück war dafür. © AFP
Im Mai 2007 einigte sich die SPD-Spitze in Berlin, die Zahl der Partei-Vizevorsitzenden von fünf auf drei zu verringern. Das Bild zeigt die neue Führung: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles, Kurt Beck (als Vorsitzender) und Peer Steinbrück (von links).
Im Mai 2007 einigte sich die SPD-Spitze in Berlin, die Zahl der Partei-Vizevorsitzenden von fünf auf drei zu verringern. Das Bild zeigt die neue Führung: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles, Kurt Beck (als Vorsitzender) und Peer Steinbrück (von links). © ddp
Ein Bild aus dem September 2008: Steinbrück zieht sich zurück - Andrea Nahles profitiert.
Ein Bild aus dem September 2008: Steinbrück zieht sich zurück - Andrea Nahles profitiert. © ddp
Auch bei der Landtagswahl in Bayern 2008 konnte die SPD nicht punkten. Steinbrück spricht während der Bekanntgabe der Zahlen mit Frank Walter Steinmeier.
Auch bei der Landtagswahl in Bayern 2008 konnte die SPD nicht punkten. Steinbrück spricht während der Bekanntgabe der Zahlen mit Frank Walter Steinmeier. © ddp
Im Vorfeld des G-20-Treffens im Februar 2009 findet Angela Merkel die Worte Steinbrücks wohl nicht lustig.
Im Vorfeld des G-20-Treffens im Februar 2009 findet Angela Merkel die Worte Steinbrücks wohl nicht lustig. © ddp
Karl-Theoder zu Guttenberg und Peer Steinbrück im März 2009: Sie suchten einen gemeinsamen Weg, mit der Finanzkrise umzugehen.
Karl-Theoder zu Guttenberg und Peer Steinbrück im März 2009: Sie suchten einen gemeinsamen Weg, mit der Finanzkrise umzugehen. © AFP
In SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeiers Kompetenzteam hatte Steinbrück (oben links) ebenfalls einen Platz.
In SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeiers Kompetenzteam hatte Steinbrück (oben links) ebenfalls einen Platz. © ddp
Am 29. September 2009 tritt Peer Steinbrück als Finanzminister ab.
Am 29. September 2009 tritt Peer Steinbrück als Finanzminister ab. © AP
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Ex-Finanzminister Peer Steinbrück hatte sich in einer Fernseh-Talkshow zur Kandidaten-Frage geäußert. Und war dabei, wie ein Berliner Spitzengenosse sagte, „Opfer der medialen Verwertungsketten geworden“.

„Peer Steinbrück bringt sich als möglicher Kanzler-Kandidat in Stellung“, lautete der redaktionelle Hinweis, den der Hessische Rundfunk am Samstag nach Aufzeichnung der Sendung öffentlich machte. Bei genauer Betrachtung hatte Steinbrück in der Sendung allerdings mehrfach be­tont, dass er eine Kandidatendebatte zum jetzigen Zeitpunkt für völlig daneben hält, weil sie mehr „irritieren und belasten“ würde. Die Begründung lieferte er gleich mit: „Jede Bemerkung von mir wird interpretiert und an­schließend habe ich wieder sieben Tage Aufräumarbeit.“

„Der Zeitpunkt wird kommen...“

Dass sie unverzüglich einsetzte, folgte aus der Antwort auf die Frage nach seinen eigenen Ambitionen auf die Kandidatur: „Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze.“ Steinbrück denkt an „Ende 2012, Anfang 2013“.

Neben Generalsekretärin Nahles befeuerten andere SPD-Spitzen die Schlacht um die Deutung. Der Kieler SPD-Chef Ralf Stegner, rief in Erinnerung, dass neben Parteichef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Kandidatin in Frage komme. Was seit Monaten parteiintern bekannt ist.

Auch Kraft kommt in Frage

Gabriel und Kraft wollten den Vorgang gestern auf Anfrage nicht kommentieren. Steinmeier nahm Steinbrück in Schutz. Steinbrück habe, was den Zeitpunkt angeht, völlig recht. Davon abgesehen seien hohe Beliebtheitswerte (die derzeit vor allem Steinmeier genießt) nicht die entscheidende Voraussetzung für dem Job: „Wer Kanzlerkandidat werden will, muss vor al­lem Politik können“, sagte Steinmeier.

Dass Steinbrück diese Qualifikation besitzt, steht für Garrelt Duin außer Frage. Der Sprecher des einflussreichen rechten Seeheimer Kreises sagte als Replik auf den Rüffel von Nahles: „Natürlich gehört er zu dem Kreis potenzieller Kandidaten und ich bin froh, dass er das auch so sieht.“

„Das bewegt die Menschen nicht“

Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning, tickt anders. „Debatten um Kanzlerkandidaten bewegen nur die Zeitungen, aber sie bewegen die Menschen nicht.“ Ob Peer Steinbrück dem beipflichten würde? Einem Magazin sagte er vor wenigen Wochen diesen schönen Satz: „Parteien, die nur auf Selbstbestätigung aus sind, und Politiker, die von Tatsachen unbeeindruckt Kommentare abgeben, tragen nicht unerheblich zum Politikverdruss bei.“