Wasilla. Ex-US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin hat überraschend ihren Rücktritt als Gouverneurin von Alaska angekündigt. Sie will ihr Amt schon Ende des Monats niederlegen. Der Rücktritt heizt Spekulationen über Palins berufliche Zukunft an: Angeblich nimmt sie nun Anlauf fürs Weiße Haus.

Die frühere US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin ist überraschend als Gouverneurin von Alaska zurückgetreten. Die auch in ihrer Republikanischen Partei durchaus umstrittene und für unkonventionelle Schritte bekannte Politikerin legt ihr Amt zum Ende des Monats nieder, wie sie am Freitag bekanntgab. Sofort danach begannen wieder die Spekulationen, dass die 45-Jährige für die Republikaner 2012 als Präsidentschaftskandidatin antreten könnte.

Entscheidung nach "vielen Gebeten"

Galt als Überraschungs-Kandidatin: Sarah Palin mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain im Oktober 2008 auf einer Wahlkampfveranstaltung. Foto: afp
Galt als Überraschungs-Kandidatin: Sarah Palin mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain im Oktober 2008 auf einer Wahlkampfveranstaltung. Foto: afp © AFP | AFP





Dass Palin den Gouverneursposten eineinhalb Jahre vor Ablauf ihrer Amtszeit aufgibt, kam für viele in ihrer Partei überraschend. Sie habe sich bereits geraume Zeit mit Rücktrittsgedanken getragen, sagte Palin auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in ihrem Haus in Wasilla. Über ihre Zukunftspläne äußerte sie sich nur vage: «Diese Entscheidung ist nach reiflichen Überlegungen und vielen Gebeten gefallen.» Schließlich habe sie «die wichtigsten Menschen in meinem Leben, meine Kinder», gefragt: «He, wollt ihr, dass ich etwas zum Positiven verändere und außerhalb des Gouverneursamts für die Zukunft aller Kinder kämpfe?» Die Antwort sei einstimmig ausgefallen. Palin hat fünf Kinder im Alter zwischen einem und 20 Jahren.

Bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr stieg Palin innerhalb einer Woche von einer nahezu unbekannten Provinzpolitikerin zur umstrittensten Person in der amerikanischen Politik auf, als der republikanische Bewerber John McCain die in Familienfragen streng konservative Politikerin überraschend zu seiner Kandidaten für den Vizeposten im Weißen Haus berief.

«Sie hat viele Möglichkeiten»

Palin legt ihr Amt am 26. Juli nieder, wie ihr Sprecher Dave Murrow sagte. Nachfolger wird ihr bisheriger Stellvertreter Sean Parnell.

Die Nachricht von Palins Rücktritt heizte Spekulationen über ihre berufliche Zukunft an. «Das ist völlig skurril, meiner Meinung nach kommt sie damit nicht mehr ernsthaft für die Präsidentschaft 2012 infrage», sagte der Politikexperte Larry Sabato.

Von einem klugen Schritt sprach dagegen der Politologe Jerry McBeath, der als Professor an der Universität von Alaska in Fairbanks lehrt. «Alaska ist eine abgeschiedene Bühne, wenn man eine Rolle in der amerikanischen Bundespolitik spielen will», sagte er. Er könne sich Palin auch als Fernseh- oder Radiomoderatorin vorstellen. «Sie hat viele Möglichkeiten, da bin ich sicher.»

Palins Schritt, sich nicht um die Wiederwahl als Gouverneurin zu bewerben, steht durchaus im Einklang mit dem Verhalten anderer Politiker, die Ambitionen auf das Präsidentenamt hatten oder es haben könnten. So kandidierte auch der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, dafür nicht wieder, um 2008 antreten zu können. Auch der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, bewirbt sich nicht wieder, womit er genug Zeit für die Wahl 2012 hat. Im Unterschied zu Palin, absolvierte Romney aber seine komplette Amtszeit und auch Pawlenty plant dies.

In welcher Form Palin vielleicht wieder in die Politik einsteigt, bleibt aber zunächst Spekulation. In Alaska sank ihre Popularität im Zuge der gescheitert Kampagne als Vizepräsidentschaftskandidatin, zudem sah sie sich zahlreicher Klagen wegen ihrer Personalpolitik ausgesetzt. (ap)

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