Dorsten. Wieder eine Panne beim Zentralabitur in NRW: In einer Deutsch-Klausur hat eine Schülerin aus Dorsten einen Fehler entdeckt. Die Prüfung musste unterbrochen werden. Eine Pannen-Serie wie 2008 fürchten Lehrer jedoch nicht.
Das Zentralabitur in NRW hat gerade erst begonnen, schon taucht der erste Fehler auf. Entdeckt hat ihn unter anderem eine Schülerin aus Dorsten. Eine Stelle im Klausur-Text für den Grundkurs Deutsch kam ihr seltsam vor. Sie schlug Alarm. Der Lehrer musste die Abi-Prüfung unterbrechen. „Wir haben den Fehler dann schnell festgestellt: Da stand regieren, richtig wäre jedoch reagieren gewesen“, erklärt Wolfgang Gorniak, Leiter des Gymnasiums Petrinum in Dorsten. Die Lehrer meldeten den Schnitzer bei der Fehler-Hotline des NRW-Schulministeriums.
Laut Ministerium haben auch noch ein paar andere Schulen die Panne bemerkt und angerufen. „Aus dem Satz-Zusammenhang war jedoch sofort erkennbar, dass es nur reagieren heißen konnte“, sagt Ministeriums-Sprecher Jörg Harm. „Wir haben daher keine Veranlassung gesehen, die Schulen landesweit zu informieren.“ Man könne davon ausgehen, dass diese den Fehler selbstständig behoben hätten.
„So etwas darf nicht passieren“
„Das ist ärgerlich. So etwas darf nicht passieren“, sagt Gerhard Müller-Frerich, stellvertretender Vorsitzender des Philologenverbands NRW. „Die Kontrolleure müssen unbedingt noch einmal sensibilisiert werden, damit das nicht wieder vorkommt.“ Dabei durchlaufen die Abitur-Klausuren in NRW bereits mehrere Kontroll-Stufen. Nach der Pannen-Serie beim Zentralabitur 2008 zog die damalige NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) die Notbremse. „Der Oktaeder des Grauens“ wurde damals zum Synonym für unlösbare Abitur-Aufgaben. Rund 1800 Schüler mussten ihre Mathematik-Prüfung wiederholen.
Bei der dritten Auflage 2009 gab es dann erstmals unter Schwarz-Gelb einen „Abi-TÜV“, der von der neuen rot-grünen Landesregierung für 2011 übernommen wurde. Eine Expertenkommission an der Universität Dortmund prüft nun die Aufgaben. Darauf folgt ein Praxis-Check durch Lehrer, und zum Schluss schaut noch ein Lektorat über die Klausuren. Offenbar mit Erfolg: „Die Zahl der Fehler ist seit dem Start des Zentralabiturs 2007 deutlich zurückgegangen“, sagt Müller-Frerich. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW spricht von einem „Riesenschritt“. Das Verfahren sei viel professioneller geworden, so GEW-Sprecher Berthold Paschert. „Eine Pannen-Serie wie 2008 ist nicht mehr zu befürchten.“
„Dicke Patzer ausgeschlossen“
Warum der offensichtliche Patzer in der Deutsch-Klausur dennoch von so vielen Augen übersehen werden konnte, kann Harm sich nicht so recht erklären: Natürlich seien kleine Fehler immer möglich. „Dicke Patzer sind aber ausgeschlossen“, versichert der Ministeriums-Sprecher.
Gleich am Mittwoch wird sich zeigen, ob das Schulministerium hält, was es verspricht. Dann stehen die Englisch-Klausuren an. Die letzten schriftlichen Abiprüfungen gibt es am 18. Mai im Fach Chemie. Spätestens am 2. Juli sollten dann die meisten der rund 83.000 Absolventen des Jahrgangs 2011 ihr Abitur-Zeugnis in den Händen halten – am besten ohne weitere Pannen.
Für die Schüler in Dorsten war es jedenfalls nur ein kurzer Schreck. Sie durften die verlorene Zeit später dranhängen. Und der Entdeckerin des Fehlers verspricht Schulleiter Gorniak eine Belohnung: „Für ihre Wachsamkeit bekommt die Schülerin bei der Bewertung der Klausur einen Sonderpunkt.“