Düsseldorf. Nach der Pannenserie 2008 lässt das NRW-Schulministerium die Abituraufgaben nun von einer unabhängigen Kommission prüfen. Der "Abi-Tüv" kostet über zwei Jahre eine Million Euro. Aus Sicht der SPD ein teurer Spaß. Ministerin Sommer habe das Krisenmanagement nicht hinbekommen.
Die Landesregierung hat aus den zurückliegenden Pannen beim Zentralabitur Konsequenzen gezogen und die diesjährigen Aufgaben einem «Abi-TÜV» unterzogen. Eine unabhängige Expertenkommission, die beim Institut für Schulentwicklungsforschung in Dortmund angesiedelt ist, prüfte dazu die Aufgaben in den 19 Hauptabiturfächern, wie Schulministerin Barbara Sommer (CDU) am Freitag in Düsseldorf mitteilte.
Die Arbeit der neuen Kommission kostet für zwei Jahre eine Million Euro - für Sommer „gut angelegtes Geld”. Sie rechnet es auf 6,58 Euro pro Abiturient um. Die SPD-Opposition setzt die ganze Million auf den Kopf der Schulministerin: Die Ausgabe entstehe nur, „weil sie das Krisenmanagement nicht hinbekommen hat”, schimpft ihre Vorgängerin Ute Schäfer. Das Ministerium hätte bloß seine „Pflichtaufgaben” machen müssen.
Abiturstart am Dienstag
Der den Angaben zufolge bundesweit einmalige Sachverständigenrat besteht aus 21 Fachkommissionen mit je zwei Wissenschaftlern und drei Lehrkräften. Er werde auch künftig als Ergänzung zu den bestehenden Kontrollmechanismen dafür Sorge tragen, dass die Prüfungsaufgaben noch sorgfältiger ausgewählt und kontrolliert würden, betonte die Ministerin. Es seien die am besten geprüften Abituraufgaben, die es je in NRW gegeben habe, fügte der Leiter der Expertenkommission, Wilfried Bos, hinzu. Die Arbeit der Kommission lässt sich das Land pro Jahr 500 000 Euro kosten.
Beim jetzt anstehenden dritten Zentralabitur nehmen Sommer zufolge insgesamt 76 000 Schüler an Gymnasien, Gesamtschulen, Berufs- und Weiterbildungskollegs sowie Waldorfschulen teil. Die Abiturprüfungen beginnen am kommenden Dienstag. Dazu haben die Aufgabenkommissionen für insgesamt 80 Fächer rund 1150 Aufgaben entwickelt. Die Abiturzeugnisse werden bis 27. Juni verteilt.
Letztes Jahr Wirbel um angeblich unlösbare Aufgaben
Beim Zentralabitur im Vorjahr hatte es vor allem Kritik wegen angeblich unlösbarer Mathematikaufgaben gegeben. Daraufhin hatten rund 1800 Schüler eine zweite Chance in Form einer Nachschreibeklausur erhalten. Sommer betonte, sie wolle sich mit der unabhängigen Expertenkommission nicht von der politischen Verantwortung «freikaufen». Bei der bisherigen Qualitätssicherung der Aufgaben seien aber Optimierungen nötig gewesen. Entscheidend sei, dass die Aufgaben für die Schüler fair und leistbar seien.
Kritik von der Opposition
Grünen-Bildungsexpertin Sigrid Beer forderte die Wiedereinführung eines Schulinstituts. Die Kosten für das jetzige Verfahren der Aufgabenentwicklung und für die Kommission seien hier besser investiert. Sie warf Schulministerin Sommer vor, die Fehler nicht im eigenen Ministerium, sondern ausschließlich bei den Lehrkräften und Schulleitungen zu suchen. Die Abschaffung eines Schulinstituts habe außerdem einen Verlust von Expertise verursacht. (ddp/NRZ)