Düsseldorf/Bochum. . Der Polizei ist offenbar ein Schlag gegen ein Terrornetzwerk in NRW gelungen. Sie nahm drei Männer in Düsseldorf und Bochum fest, die der Terrororganisation El Kaida angehören sollen. Bei den Verdächtigen soll Sprengstoff gefunden worden sein.
Deutsche Ermittler haben zu einem Schlag gegen El Kaida ausgeholt. Am Freitagmorgen nahmen Beamte des Bundeskriminalamtes in der Rhein-Ruhr-Region drei marokkanische Tatverdächtige fest, die dem terroristischen Netzwerk von Osama Bin Laden angehören sollen. Nach Informationen von DerWesten liefen in den Morgenstunden Polizeiaktionen in Bochum und Düsseldorf ab.
In Bochum wurde eine Person, in der Düsseldorfer Witzelstraße in der Nähe der Universitätsklinik zwei weitere Verdächtige festgenommen. Bei den Durchsuchungen wurden erhebliche Mengen an Sprengstoff gefunden. Offenbar hatten die Fahnder das Terror-Trio seit längerer Zeit unter Beobachtung. Dabei waren Handy-Verbindungen wie Computer überwacht worden. Die "Bild-Zeitung" mutmaßte, ob die Festgenommenen einen Anschlag auf den Eurovision Song Contest planten. "Welt online" zitiert einen Ermittler mit den Worten: "Ziel war der öffentliche Nahverkehr in einer Großstadt."
Handys überwacht
Hintergründe wie die Identität der Beschuldigten blieben zunächst offen. Mehrere Medien meldeten allerdings, es handele sich um die beiden Düsseldorfer Abdeladim K. und Jamil S. und den Bochumer Ahmed Sh. Alle drei seien deutsche Staatsbürger. Einer der drei soll ein enger Kontaktmann des Terrornetzwerks El Kaida sein, dessen Zentrale nach wie vor in Pakistan vermutet wird. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde einer der Männer in einem Terrorcamp ausgebildet.
Die Auswertungen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Auch wollte das BKA noch nicht sagen, ob ein Terroranschlag unmittelbar bevorstand. Offenbar planten die drei Verdächtigen erst einmal einen Testlauf mit dem Sprengstoff.
Sie sollen am Samstag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden. Dann wollen auch der für Terrorfahndungen zuständige stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum und BKA-Chef Jörg Ziercke die Öffentlichkeit über die Details informieren.
Mit der Festnahme sei es den Sicherheitsbehörden gelungen, "eine konkrete und bevorstehende Gefahr durch den internationalen Terrorismus abzuwenden", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Der Vorfall zeige, dass Deutschland "nach wie vor im Fadenkreuz internationaler Terroristen" ist, erklärte der CSU-Politiker. Es gelte, "auch weiterhin wachsam zu bleiben."
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NRW-Innenminister lobt Sicherheisbehörden
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat die Festnahmen von Terrorverdächtigen als Erfolg bezeichnet. "Die aktuellen Festnahmen von Islamisten beweisen, dass die Sicherheitsbehörden wachsam sind und die Gefahr des islamistischen Terrors in Deutschland sehr ernst nehmen", sagte Jäger am Freitag in Düsseldorf.
"Sie fahren schon seit längerem ihre Maßnahmen auf hohem Niveau und in enger Abstimmung. Gefährder und Akteure sind verstärkt im Blick", fügte der Minister hinzu. Deutschland und damit auch Nordrhein-Westfalen seien nach wie vor im Zielspektrum von islamistischen Terroristen. Jäger warnte allerdings vor Panikmache. Zu konkreten Festnahmen in NRW sagte der Minister nichts.
Das föderale System der engen Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Terrorismusbekämpfung habe sich gut bewährt. "Die Sicherheitsbehörden tun alles rechtlich Mögliche, um der Terrorgefahr zu begegnen", sagte Jäger. "Die aktuellen Ereignisse zeigen erneut, dass wir im Kampf gegen den Terrorismus nicht nachlassen."
Deutschland im Visier von Terroristen
Deutschland steht spätestens seit dem Herbst 2010 verstärkt im Visier von einzelnen Terroristen oder Terrorgruppen. Der Anschlag auf einen Bus mit amerikanischen Soldaten vor dem Terminal des Frankfurter Flughafens vor zwei Monaten, bei dem zwei US-GI’s starben, war der erste tödliche in Deutschland seit den Angriffen vom 11. September 2001.
Seit wenigen Tagen ist auch bekannt, dass der Täter des vereitelten Bombenanschlags vom 1. Mai 2010 auf dem Times Square in New York, der Pakistani Faisal Shazad, Spuren auf seinem LapTop hinterlassen hat, die auf ein geplantes Attentat in Deutschland hindeuteten. Mögliches Ziel: die Stuttgarter Innenstadt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gratulierte dem Bundeskriminalamt zu dem offensichtlichen Ermittlungserfolg gegen drei Terrorverdächtige in Düsseldorf und Bochum. GdP-Vorsitzender Bernhard Witthaut: „Wir sind erleichtert darüber, dass offenbar eine geplante Tat und damit möglicherweise Tote und Verletzte verhindert werden konnten. Das zeigt, dass die Gefährdungslage nach wie vor sehr hoch ist und die Ermittlungsbehörden personell und technisch gut aufgestellt sein müssen. Wir können nur hoffen, dass solche Signale endlich auch diejenigen in der Politik erreichen, die der Polizei die rechtlichen Grundlagen für notwendige Einsatzmittel immer noch verweigern.“ (mit dapd)