München/Berlin. . Nach wochenlangem Kampf will FDP-Chef Guido Westerwelle einem Medienbericht zufolge am Montag die Parteiführung aufgeben. Wer allerdings der Nachfolger sein soll, ist weiter unklar. Als aussichtsreiche Kandidaten werden Generalsekretär Christian Lindner und Gesundheitsminister Philipp Rösler genannt.

Nach wochenlangem Kampf will FDP-Chef Guido Westerwelle nach einem Bericht des „Focus“ am Montag die Parteiführung aufgeben. „Westerwelle wird bereits in der nächsten Präsidiumssitzung am Montag sein Amt zur Disposition stellen“, sagte ein FDP-Präsidiumsmitglied dem Magazin. Die Nachfolge im Amt des Parteivorsitzenden war zunächst weiter offen.

Dem „Focus“ zufolge will Westerwelle Außenminister und Vizekanzler bleiben. Am Samstag berichtete auch die „Süddeutsche“, Westerwelle sei bereit, den Parteivorsitz niederzulegen. Der Parteichef und Außenminister wurde in der Nacht zu Sonntag von einer Auslandsreise nach China und Japan zurückerwartet. Im Verlauf des Sonntag sollten dann weitere Gespräche in der FDP geführt werden. Aus Parteikreisen hieß es, ohne zumindest ein Grundkonzept für die künftige Personalaufstellung an der Spitze der Partei sei ein Rückzug Westerwelles nicht sinnvoll.

Nachfolge unklar

Der Chef der Stuttgarter FDP-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Rülke, sagte dem Berliner „Tagesspiegel“, Westerwelle müsse am Montag „die richtigen Schlussfolgerungen“ ziehen. Der Berliner FDP-Chef Christoph Meyer forderte Westerwelle auf, nicht mehr zu kandidieren. „Wenn Westerwelle der Partei einen Dienst erweisen will, dann ist es Zeit für die souveräne und geordnete Übergabe des Vorsitzes an einen Nachfolger.“

Wer allerdings dieser Nachfolger sein soll, war am Samstag weiter unklar. Als aussichtsreiche Kandidaten wurden weiter Generalsekretär Christian Lindner und Gesundheitsminister Philipp Rösler genannt.

Rösler forderte für die FDP eine „neue Glaubwürdigkeit“, die vor allem durch eine „andere inhaltliche Ausrichtung“ gewonnen werden müsse. „Es kommt darauf an, liberale Ideale mit realistischen Erwartungen in der Tagespolitik umzusetzen“, sagte er der „Welt“ (Samstagsausgabe). Dazu müsse sich die Partei „mit der konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen“ beschäftigen. Auch Linder sagte, die Partei müsse sich „mit allen Themen beschäftigen, die den Alltag der Menschen bestimmen“. Zugleich verteidigte er im „Focus“ die „Identität“ der Liberalen aus Marktwirtschaft, Rechtsstaat und gesellschaftspolitischer Liberalität. Das Wählerpotenzial seiner Partei bezifferte er auf 20 Prozent.

Entschuldigung für „Igitt-Faktor“

Gegen die Kandidaturen von Rösler oder Lindner formiert sich laut „Focus“ aber auch Widerstand. „Der Club der 30-Jährigen“ müsse sich in seinen Ämtern erst noch bewähren, sagte der Thüringer FDP-Chef dem Magazin.

FDP-Vorstandsmitglied Jorgo Chatzimarkakis entschuldigte sich unterdessen bei Westerwelle für den Ausdruck „Igitt-Faktor“, den er mit Bezug auf den Parteivorsitzenden verwendet hatte. Der Europaabgeordnete hatte dem Deutschlandradio Kultur gesagt: „In der Partei spürt man, dass man für den eigenen Vorsitzenden in Mithaftung genommen wird, dass man einen, ich sag es so offen, wie es ist, einen Igitt-Faktor hat.“ Es sei nicht seine Absicht gewesen, Westerwelle zu beleidigen, sagte Chatzimarkakis „Handelsblatt-Online“.

Unterdessen forderten Politiker von SPD und Grünen Westerwelles Rückzug als Außenminister. „Als Parteivorsitzender macht er sicherlich einen besseren Job als im Auswärtigen Amt“, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir „Bild am Sonntag“. Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy sagte „Handelsblatt Online“, Westerwelle könne kaum im Kabinett bleiben, nachdem er von seiner eigenen Partei „derart diskreditiert wurde“. (afp)