Manama. . Bis zu fünf tote Zivilisten und hunderte Verletze soll es bei der gewaltsamen Räumung des Perlenplatzes in Manama, der Hauptstadt von Bahrain, durch Sicherheitskräfte gegeben haben. Oppositionelle sprechen von einem „Vernichtungskrieg“.
Die Sicherheitskräfte in Bahrain haben am Mittwoch den von Demonstranten besetzten Perlenplatz im Zentrum der Hauptstadt Manama mit Gewalt geräumt. Dabei sollen vier Menschen ums Leben gekommen sein. Demonstranten berichteten, zwei Zivilisten seien bei der Räumung getötet worden. Das Staatsfernsehen berichtete zudem, zwei Polizisten seien ums Leben gekommen, nachdem sie von einem Fahrzeug angefahren worden seien.
Die Opposition in Bahrain spricht angesichts des harten Vorgehens der Regierung gegen Demonstranten von einem „Vernichtungskrieg“. Ein hochrangiger Vertreter der schiitischen Opposition, Abdel Dschalil Chalil, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von fünf getöteten Zivilisten und hunderten Verletzen. Chalil gehört der größten Schiiten-Partei des Landes an, der Wefak. Die Schiiten stellen die Bevölkerungsmehrheit, die Sunniten sind aber an der Macht.
Die Spannungen zwischen diesen beiden großen Glaubensrichtungen des Islam gelten als Hauptgrund für die seit Wochen anhaltenden Unruhen in dem Königreich. Die Schiiten werfen der sunnitischen Führung Diskriminierung vor.
Einsatz von saudi-arabischen Soldaten unklar
Kurz nach Tagesanbruch waren Polizisten und Militäreinheiten auf den von Hunderten Demonstranten besetzten Perlenplatz vorgerückt. Es waren auch Schüsse zu hören, schwarzer Rauch stieg auf. Hubschrauber kreisten über dem Geschehen. Unklar war, ob an dem Einsatz Soldaten aus anderen Golfstaaten beteiligt waren, die zur Unterstützung der sunnitischen Monarchie nach Bahrain entsandt worden waren. Unter der Führung Saudi-Arabiens waren auf Bitten der Regierung rund 1000 Soldaten nach Bahrain entsandt worden.
Das Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen von der Räumungsaktion, auf denen Militärfahrzeuge zu sehen waren, an denen die rot-weiße Fahne Bahrains wehte. Auf dem Video war auch der von Trümmern bedeckte Boden des Platzes zu sehen, auf dem unter anderem Satellitenschüsseln und verkohlte Zeltstangen lagen.
Polizei marschierte durch Tränengasschwaden auf den Platz
Die Bereitschaftspolizei sei zu Beginn der Räumungsaktion zu Fuß durch einen Nebel aus Tränengas auf den Platz gekommen, sagte der 32-jährige Demonstrant Hamid Suher, der die Nacht auf dem Perlenplatz verbracht hatte. „Sie schossen mit Tränengas und eröffneten dann das Feuer“, sagte er. „Wir hoben unsere Arme und fingen an, „Friedlich, Friedlich“ zu rufen. Dann mussten wir wegrennen. Es war so viel Tränengas und so viele Schüsse.“
Die Demonstranten flohen in Seitenstraßen. Sicherheitskräfte hatten die nach Manama führenden Hauptstraßen abgesperrt. In der Stadtmitte war das Mobilfunknetz zeitweise gestört und das Internet langsam. In etlichen schiitischen Dörfern gingen die Menschen aus Protest gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte am Morgen zum Gebet in die Moscheen. Einige Menschen zündeten Feuer an. Aus verschiedenen Orten in schiitischen Gebieten wurden Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften gemeldet.
Ende vergangenen Monats hatten die Sicherheitskräfte den Perlenplatz schon einmal geräumt. Nach tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Militäreinheiten wurde der Platz wieder besetzt.
Dreimonatiger Ausnahmezustand ausgerufen
Wegen der andauernden Proteste rief der König von Bahrain am Dienstag einen dreimonatigen Notstand aus. Das Militär wies er an, gegen die Unruhen vorzugehen. Bei Zusammenstößen kamen am Dienstag mindestens zwei Zivilisten ums Leben. Nach Behördenangaben wurde auch ein saudiarabischer Soldat getötet. dapd/reuters