Tripolis..
Libyen steht am Abgrund. Über der Hauptstadt Tripolis donnern nach Augenzeugenberichten Kampfflieger hinweg. Scharfschützen beziehen auf Dächern Stellung, offenbar um Regierungsgegner davon abzuhalten, sich den immer massiveren Protesten gegen Staatschef Muammar al Gaddafi anzuschließen. Nach vier Jahrzehnten an der Macht scheint der Revolutionsführer die Kontrolle über weite Teile des Landes verloren zu haben. Mehrere hundert Menschen sollen laut Menschenrechtsorganisationen bei den Unruhen ums Leben gekommen sein. Eine Übersicht der Ereignisse.
Tripolis wird zur Festung
Die libysche Opposition rüstet sich zum Marsch auf Libyens Hauptstadt Tripolis, wo Gaddafi um sein Überleben kämpft. Der Diktator holt seinerseits die letzten Truppen und Söldnerkontingente, die ihm noch bleiben, in die Umgebung der Hauptstadt, die einer Festung gleicht. Die Menschen dort haben Angst, trauen sich nicht auf Straße, Milizen machen Jagd auf Oppositionelle.
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Augenzeugen berichten der Nachrichtenagentur Reuters, dass Gaddafis Gegner nun auch im Westen auf dem Vormarsch seien. Milizen würden die Ortschaft Suara etwa 120 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis kontrollieren, sagten nach Tunesien geflohene ägyptische Gastarbeiter am Donnerstag. Von Polizei oder Militär fehle seit Tagen jede Spur. Polizeiwachen seien niedergebrannt worden. Die Ägypter waren nach eigenen Angaben auf einer Baustelle in Suara tätig, bevor sie sich auf den Weg nach Tunesien machten.
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Gaddafis Gegner sollen Waffen abgeben
Die libysche Regierung hat ihre Gegner zur Abgabe ihrer Waffen aufgefordert. Zugleich rief das Volkskomitee für die Allgemeine Sicherheit in einer am Donnerstag im libyschen Staatsfernsehen verlesenen Erklärung zur Denunziation von Anführern der Proteste auf.
Wer seine Waffen abgebe und Reue zeige, werde straffrei bleiben, hieß es in der in Kairo mitgeschnittenen Erklärung. Diejenigen, die Informationen über Anführer der Proteste, deren Geldgeber oder Unterstützer lieferten, würden großzügig mit Geld belohnt.
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Evakuierung von rauer See behindert
In seiner ersten Stellungnahme zur Eskalation der Gewalt in Libyen hat US-Präsident Barack Obama das Vorgehen des Regimes aufs Schärfste verurteilt. "Das Leiden und Blutvergießen ist abscheulich und inakzeptabel", erklärte er am Mittwoch in Washington. Seine Regierung werde alle Optionen ausschöpfen, um darauf zu reagieren. Obama brach sein Schweigen hinsichtlich der blutigen Unruhen, nachdem die USA erfolgreich begonnen hatten, amerikanische Staatsbürger aus dem Land in Sicherheit zu bringen. Die Evakuierungen wurden in der Nacht zum Donnerstag allerdings von rauer See stark behindert. Wie ein Sprecher des US-Außenministeriums mitteilte, konnte ein Schiff mit amerikanischen Staatsbürgern an Bord den Hafen der Hauptstadt Tripolis zunächst nicht verlassen.
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Die Türkei konnte unterdessen zwei Schiffe mit rund 3.000 Menschen an Bord auf den Weg bringen. Insgesamt waren vor Beginn der Unruhen rund 25.000 Türken im Auftrag von mehr als 200 türkischen Unternehmen zur Arbeit an verschiedenen Bauprojekten im Land. Andere Länder - unter anderem Deutschland, China, Russland und die Ukraine - entsandten Flugzeuge, um ihre Staatsangehörigen vor der Gewalt in Libyen in Sicherheit zu bringen. Am Flughafen von Tripolis herrschten chaotische Zustände.
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Die Sorge um die Zukunft des wichtigen Lieferlandes Libyen trieb den Ölpreis an den internationalen Rohstoffmärkten weiter in die Höhe. In Asien stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl am Donnerstag auf nahezu 99 Dollar. An der New Yorker Terminbörse NYMEX stieg der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zuvor um 3,5 Prozent auf knapp 99 Dollar.
Britische Rückkehrer berichten von kriegsähnlichen Zuständen in Libyen
Die britische Regierung will ihre Bürger mit Linienflügen und Chartermaschinen aus Libyen ausfliegen, notfalls aber auch mit der Luftwaffe. Rückkehrer berichten von grauenvollen Szenen und kriegsähnlichen Zuständen: Eine Gruppe von Lehrern einer internationalen Schule in Tripolis berichtete am Mittwoch nach der Ankunft in London, über Tripolis kreisten Flugzeuge. "Mindestens 20 Explosionen" von Bomben oder Granaten habe sie gehört, berichtet eine 52-jährige Lehrerin: "Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so sehr gefürchtet wie letzte Nacht". Mit aller Gewalt gingen die Sicherheitskräfte seit Tagen gegen Demonstranten vor.
Heimkehr aus Libyen
Am Flughafen in Tripolis herrschen den Berichten zufolge katastrophale Zustände. "Es ist furchtbar. Vor dem Flughafen sitzen tausende Menschen herum", berichtet ein 51-Jähriger. Allen, denen es gelang, das Land zu verlassen, wurden Fotoapparate und Handys abgenommen.
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USA prüfen Sanktionen gegen Libyen
Die USA prüfen nach Angaben des Weißen Hauses Optionen, Libyen zur Einstellung der Gewalt gegen die Protestbewegung zu zwingen. Dazu gehörten auch Sanktionen, hieß es am Mittwoch in Washington. Die von Milizen von Staatschef Muammar Gaddafi angewendete Gewalt sei "völlig inakzeptabel" und müsse aufhören.
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Evakuierungs-Aktion für 10.000 EU-Bürger
Von Deutschland über die Türkei bis zu den USA bemühen sich zahlreiche Staaten am Mittwoch, ihre Landsleute mit Schiffen oder Flugzeugen aus Libyen in Sicherheit zu bringen. Zurückgekehrte sprachen von albtraumhaften Zuständen und Todesangst angesichts der Kämpfe zwischen Aufständischen und Anhängern Gaddafis.
Die Türkei leitete nach Angaben von Außenminister Ahmet Davutoglu die größte Evakuierungsaktion ihrer Geschichte ein. In Libyen, früher ein Teil des Osmanischen Reiches, leben 25.000 Türken. Allein aus der östlichen Stadt Benghasi wurden 3000 Türken mit einer Fähre in Sicherheit gebracht, nachdem sie in einem Fußballstadion Zuflucht gefunden hatten. Insgesamt 21 Länder hätten um Unterstützung gebeten, sagte Davutoglu. Die EU-Kommission kündigte an, die Mitgliedsstaaten wollten rund 10.000 Bürger der Gemeinschaft außer Landes bringen.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin bemühte sich, den Deutschen im Land bei der Ausreise zu helfen. Am Mittwoch landeten zwei Flugzeuge der Bundeswehr und eine Sondermaschine in Tripolis. Das Auswärtige Amt gehe davon aus, dass sich noch etwa 150 Deutsche in der Hauptstadt Tripolis aufhielten, sagte Außenminister Guido Westerwelle. Weitere 100 Deutsche befänden sich wohl im Landesinnern.
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Ex-Justizminister: Gaddafi gab Befehl für Attentat von Lockerbie
Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi hat nach Aussage seines zurückgetretenen Justizministers persönlich das Attentat von Lockerbie im Jahr 1988 angeordnet. "Ich kann beweisen, dass Gaddafi den Befehl für Lockerbie gegeben hat", sagte Mustafa Abdel Dschalil der schwedischen Zeitung "Expressen". Der Minister war aus Protest gegen das brutale Vorgehen der libyschen Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten im Land am Montag zurückgetreten.
Bei dem Anschlag auf ein US-Linienflugzeug über dem schottischen Lockerbie waren im Dezember 1988 insgesamt 270 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen waren US-Bürger. Der als einziger Attentäter des Anschlags verurteilte krebskranke Libyer Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi war im August 2009 von der schottischen Regionalregierung wegen seines Gesundheitszustands begnadigt worden. Diese Entscheidung hatte vor allem in den USA für Empörung gesorgt.
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USA schiffen US-Bürger nach Malta aus
Eine von der US-Regierung angemietete Fähre hat am Mittwoch die libysche Hauptstadt Tripolis angelaufen, um Staatsbürger der USA vor den gewaltsamen Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Das Schiff biete Platz für 575 Menschen und solle Libyen noch am Mittwoch in Richtung Malta verlassen, sagte Außenamtssprecher Philip Crowley in Washington. An Bord würden mindestens 35 US-Botschaftsmitarbeiter oder deren Angehörige sein. Zudem hätten rund 200 US-Bürger in Libyen um Hilfe bei der Ausreise gebeten.
Die libyschen Behörden hätten sich beim Anlaufen der Fähre im El-Schahab-Hafen im Zentrum von Tripolis "kooperativ" verhalten, sagte Crowley. Sein Ministerium habe sich für eine Evakuierung auf dem Seeweg entschieden, da es Schwierigkeiten bei der Landegenehmigung für Charterflugzeuge gegeben habe.
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Weiteres libysches Flugzeug wollte unangemeldet auf Malta landen
Die maltesische Zivilluftfahrtbehörde hat einem libyschen Flugzeug am Mittwoch die Landeerlaubnis auf dem internationalen Flughafen in Valetta verweigert. Die Turboprop-Maschine der Fluglinie Libyan Arab Airlines mit 14 Menschen an Bord sei unerwartet in maltesischem Luftraum aufgetaucht und habe daher nicht landen dürfen, erklärten Vertreter der Behörde.
Der Pilot habe daraufhin erklärt, die Landung sei bereits für Dienstag vorgesehen gewesen, und er habe dafür eine Erlaubnis gehabt. Ihm fehle außerdem Treibstoff. Nach erfolglosen 20-minütigen Verhandlungen mit der maltesischen Behörde musste das Flugzeug schließlich wieder nach Libyen umdrehen.
Am Montag hatten sich die Piloten zweier libyscher Kampfflugzeuge nach Malta abgesetzt. Sie sollten nach eigenen Angaben Oppositionelle in Bengasi angreifen, widersetzten sich dem Befehl aber. Gegenüber der maltesischen Armee gaben die beiden Piloten an, sie seien Oberste der libyschen Luftwaffe. Einer von ihnen beantragte Asyl.
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"Es war ein Horrorfilm"
Terror in Tripolis: Die Schergen des libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi schießen wild in alle Richtungen, sie nehmen willkürlich Menschen auf den Straßen der Hauptstadt fest, sie vergewaltigen Frauen. "Ich habe ein Massaker gesehen", sagt eine 40-jährige Frau, die am Dienstag in Ben Guerdane auf der anderen Seite der Grenze zu Tunesien Zuflucht gefunden hat. Augenzeugen berichten vom Wüten der Gaddafi-Anhänger in den vergangenen Tagen, von dem es so gut wie keine Bilder gibt - wer die Stadt verließ, wurde durchsucht, Fotos wurden beschlagnahmt.
"Sie haben auf Oppositionsanhänger gezielt, die rennend die Flucht ergriffen. Ich habe viele Schüsse gehört, Schreie. Ich habe Schützen gesehen, die auf Gebäudedächern kauerten oder auf der Straße, auch mit Säbeln bewaffnet", sagt die 40-jährige Tunesierin weiter, die nicht namentlich genannt werden möchte. Bis drei Uhr morgens sei geschossen worden, sagt Sami, ein 30-jähriger Maurer, der am Dienstag aus Tripolis floh. Im Viertel Dschansur hätten Mitglieder der sogenannten Revolutionskomitees mit grünen Flaggen um den Kopf auf alle Menschen geschossen, die auf der Straße waren, berichtet Jussef Benhassan. "Es war ein Horrorfilm", schaudert der 28-jährige Handwerker.
"Sie schießen überall scharf, in alle Richtungen", bestätigt Aische Chedri. Der 50-Jährige wohnte in der Nähe des Grünen Platzes im Zentrum von Tripolis. Für die hemmungslose Gewalt machen alle Befragten die Revolutionskomitees verantwortlich, eine der Säulen von Gaddafis seit 42 Jahren währender Herrschaft. Aber auch "afrikanische Söldner" schössen von den Häuserdächern im Vorort Gargaresch, sagt der Koch Ali Salah. Dort habe sich die Polizei zurückgezogen, weil die Bewohner begonnen hätten, sich zu wehren. Davon zeugten auch ausgebrannte Polizeiwachen, sagen viele Zeugen.
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Rom warnt vor mindestens 200.000 Flüchtlingen
Italiens Außenminister Franco Frattini erwartet bei einem Sturz von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi die Ankunft von mindestens 200.000 Flüchtlingen aus dem nordafrikanischen Land. Italien müsse mit einem "biblischen Exodus" rechnen, sagte Frattini der Zeitung "Corriere della Sera" vom Mittwoch. Die Schätzung von 200.000 bis 300.000 Flüchtlingen sei sogar noch tief angesetzt. Die meisten Menschen, die nach Europa kommen würden, kämen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara, sagte Frattini.
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Kampf um die Kontrolle von Tripolis
Anhänger und Gegner des libyschen Staatschefs Muammar al Gaddafi kämpfen um die Kontrolle der Hauptstadt Tripolis. Immer wieder sind Schüsse in den Straßen zu hören, während die Opposition in anderen Städten bereits den Sieg über das Regime feiert. Bewohner von Tripolis haben Angst ihre Häuser zu verlassen. Sie sagen, Milizen Gaddafis feuerten willkürlich in den Straßen. Eine Augenzeugin sagt, die Straßen seien menschenleer. Sogar die Verletzten könnten die Krankenhäuser nicht aufsuchen aus Angst, erschossen zu werden.
Die Opposition soll die Stadt Misrata unter ihre Kontrolle gebracht haben. Augenzeugen berichteten, die Menschen dort seien hupend durch die Straßen gefahren und hätten Fahnen aus der Zeit der 1969 gestürzten Monarchie gehisst. Misrata wäre die erste größere Stadt im Westen von Libyen, die von den Regierungsgegnern erobert wurde. Ein Arzt dort, Faradsch al Misrati, erklärte, Einwohner hätten Komitees gegründet, um die Stadt zu schützen, die Straßen zu säubern und die Verletzten zu behandeln. "Die Solidarität der Menschen ist erstaunlich, sogar die Behinderten helfen mit", erklärte der Arzt telefonisch.
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EU berät noch am Mittwoch über Sanktionen
Die EU-Staaten werden der EU-Kommission zufolge am Mittwoch über die Möglichkeit von Sanktionen gegen Libyen beraten. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton habe ein Treffen des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees der Mitgliedstaaten einberufen, erklärte eine Sprecherin Ashtons am Mittwoch in Brüssel. Diskutiert würden dann "mögliche restriktive Maßnahmen" gegen das Regime unter Muammar Gaddafi. EU-Diplomaten zufolge dringen vor allem Frankreich und Deutschland auf Sanktionen. Zuvor hatte der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy wegen des blutigen Vorgehens von Sicherheitskräften gegen Demonstranten Sanktionen der EU gegen Libyen gefordert. Die internationale Gemeinschaft dürfe bei „diesen gewaltigen Menschenrechtsverletzungen“ nicht nur zuschauen, erklärte Sarkozy. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle drohte: "Wenn die libysche Führung weiter Gewalt gegen das eigene Volk anwendet, dann sind Sanktionen unvermeidlich".
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Europäische Grüne fordern EU-Hilfseinsatz für Flüchtlinge
Angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Libyen haben die Grünen im Europaparlament die EU zu einem humanitären Hilfseinsatz für Flüchtlinge aufgerufen. "Die EU muss umgehend Schiffe an die libysche Küste sowie Flugzeuge mit Hilfsgütern und Medikamenten entsenden", sagte die außenpolitische Sprecherin der Grünen.
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Libyen-Krise trifft die deutschen Autofahrer
Die Libyen-Krise trifft jetzt auch die deutschen Autofahrer. Der Durchschnittspreis für einen Liter Superbenzin stieg auf 1,50 Euro. Diesel kostete am Mittwoch nach Angaben aus der Mineralölindustrie im Schnitt sogar 1,40 Euro. Damit lag Diesel auf dem höchsten Niveau seit mehr als zwei Jahren.
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„Sie schießen auf Zivilisten und Kinder“
Tausende ägyptische Arbeiter versuchen, so schnell wie möglich aus Libyen zurück in die Heimat zu kommen. Entsetzt berichten sie von Luftangriffen, dem Einsatz von Söldnern und blankem Chaos. „Das ist ein Massaker da drüben“, sagt Aschraf Mohammed über das blutige Vorgehen des Regimes gegen die Demonstranten. „Sie schießen auf Zivilisten und Kinder.“
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Auswärtiges Amt will weitere Deutsche ausfliegen
Das Auswärtige Amt bemüht sich, weitere Deutsche aus Libyen auszufliegen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, ihnen die Ausreise zu ermöglichen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Die Planungen liefen noch, geprüft werde die Organisation weiterer Flüge ebenso wie eine Ausreise auf dem Seeweg. Zur Zahl der in Libyen verbliebenen Deutschen gebe es nur grobe Schätzungen. Das Auswärtige Amt gehe davon aus, dass sich noch etwa 250 Deutsche über das Land verteilt dort aufhielten.
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„Schätzungen von 1000 Toten in Libyen sind realistisch „
In Libyen könnten nach italienischen Angaben bei dem gewaltsamen Vorgehen der Führung gegen Demonstranten bis zu 1000 Menschen ums Leben gekommen sein. „Wir haben keine vollständigen Informationen über die Zahl der Todesopfer“, sagte Italiens Außenminister Franco Frattini . „Wir gehen davon aus, dass Schätzungen von etwa 1000 Toten glaubwürdig sind“, sagte der Minister.
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Gaddafi ruft Anhänger für Mittwoch zu Demonstrationen auf
Nach der Androhung einer blutigen Niederschlagung der Proteste in Libyen durch Staatschef Muammar al Gaddafi ist die Situation im Land völlig ungewiss. Parlamentspräsident Mohamed Swei sagte am Dienstagabend in Tripolis, in den meisten großen Städten sei wieder Ruhe eingekehrt. Libyens UN-Botschafter Ibrahim Dabbaschi warnte hingegen vor der Gefahr eines Völkermords und berichtete von neuer Gewalt im Westen des Landes.
Gaddafi rief seine Anhänger für Mittwoch zu Demonstrationen auf. In einer Rede im Staatsfernsehen hatte er angekündigt, Libyen „Haus für Haus zu säubern“. „Legt Eure Waffen sofort nieder, sonst gibt es ein Gemetzel“, rief der 68-Jährige. Den „Rebellen“ drohte er mit einer blutigen Niederschlagung der Proteste „ähnlich wie auf dem Tiananmen-Platz“ in Peking im Jahr 1989. Er werde als „Revolutionsführer“ im Land bleiben und sei bereit, als „Märtyrer“ zu sterben. „Ich werde bis zum letzten Tropfen meines Blutes kämpfen“, sagte der libysche Machthaber.
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Innenminister gibt seinen Rücktritt bekannt
Libyens Innenminister Abdel Fatah Junes gab am Dienstagabend seinen Rücktritt bekannt und stellte sich hinter die Protestbewegung. „Als Antwort auf die Revolution gebe ich hiermit meinen Rückzug von allen Funktionen bekannt“, sagte Junes im Fernsehsender Al Dschasira. „Ich rufe die bewaffneten Sicherheitskräfte auf, auf die Forderungen des Volkes zu hören.“ Er sei von der Ernsthaftigkeit dieser Forderungen überzeugt. Auch Justizminister Mustafa Abdel Dschalil legte bereits sein Amt nieder.
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Merkel droht Libyen mit Sanktionen
Muammar al Gaddafi
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Fernsehansprache von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi als „sehr erschreckend“ bezeichnet. Gaddafi habe „quasi seinem eigenen Volk den Krieg erklärt“, sagte Merkel am Dienstagabend nach einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou in Berlin. Die Nachrichten aus Libyen seien „in höchstem Maße beunruhigend“. Merkel forderte die libysche Regierung auf, „sofort und sehr konsequent aufzuhören, Gewalt anzuwenden gegen die eigenen Menschen“.
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Gaddafi droht Demonstranten unverhohlen mit brutaler Gewalt
Muammar al Gaddafi klammert sich weiterhin mit allen Mitteln an die Macht und hat den Demonstranten in Libyen unverhohlen mit brutaler Gewalt gedroht. In einer Rede im Staatsfernsehen kündigte er am Dienstag an, Libyen „Haus für Haus zu säubern“, und bezeichnete die Regierungsgegner als „Ratten“. In groß angelegten Rettungsaktionen begannen zahlreiche Staaten, ihre Bürger aus Libyen zu holen.
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Gaddafi will bis zum Tod als „Märtyrer“ weiterkämpfen
Der libysche Staatschef Muammar al Gaddafi will den Kampf gegen die Demonstranten in seinem Land unerbittlich fortführen und notfalls als „Märtyrer“ sterben. In seinem zweiten öffentlichen Fernsehauftritt seit Beginn der Unruhen schrie Gaddafi am Dienstag stellenweise vor Wut. Völlig zusammenhanglos griff er in einem Satz die Amerikaner an, sprach im nächsten von den Demonstranten als „Verrätern“, von einer „kleinen Gruppe kranker Außenseiter“, und appellierte an seine Anhänger, die Straßen zurückzuerobern.
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Augenzeugen: „In den Straßen liegen Leichen“
Augenzeugen berichten von einem immer brutaleren Vorgehen bewaffneter Milizen Gaddafis gegen die Protestbewegung in Tripolis. Bei den Milizen handelt es sich dem Vernehmen nach um libysche Gefolgsleute Gaddafis und ausländische Söldner. Diese hätten im dem Armenviertel Faschlum, einer Hochburg der Opposition, die ganze Nacht Angst und Schrecken verbreitet und auf „jeden, der sich bewegt“ mit scharfer Munition geschossen, berichtete ein Bewohner.
„In den Straßen liegen Leichen. Wer verletzt ist und blutet, kann keine Klinik und keinen Krankenwagen finden, um gerettet zu werden“, sagte der Informant, der am Montagabend aus dem Viertel floh. „Niemand darf mehr dort hinein, und falls doch jemand reinkommt, wird er erschossen.“
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Bizarrer Auftritt Gaddafis mit Regenschirm
In der Nacht zum Dienstag sendet das Staatsfernsehen einen bizarren Auftritt Gaddafis, der sich an einer offenen Autotür sitzend mit einem Regenschirm zeigt. Er wolle beweisen, „dass ich immer noch in Tripolis bin“. Am Nachmittag beschimpft er in einer Fernsehansprache die Demonstranten als „Ratten“ und droht ihnen mit einem „Gemetzel“. Der UN-Sicherheitsrat berät zur Lage in Libyen. Deutschland und andere Länder bringen in einer dramatischen Rettungsaktion ihre Staatsangehörigen per Flugzeug und Schiff aus dem Land.
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Gaddafi-Sohn Seif el Islam lehnt Rücktritt seines Vaters ab
Der Gaddafi-Sohn Seif el Islam kündigt in der Nacht zum Montag in einer TV-Ansprache Reformen an, lehnt aber einen Rücktritt seines Vaters ab und droht mit einem Bürgerkrieg „mit tausenden Toten“. Dies facht die Proteste offenbar weiter an. Die libysche Führung verliert nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten die Kontrolle über mehrere Städte. Unbestätigten Angaben zufolge setzt die Regierung Kampfjets und Söldner gegen die Demonstranten ein. Erste libysche Diplomaten, darunter auch mehrere bei der UNO in New York, sagen sich von Gaddafi los.
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Proteste wachsen zum Aufstand
Im Osten des Landes wachsen sich die Proteste am Sonntag zum Aufstand aus. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurden seit Beginn der Proteste mehr als hundert Menschen getötet.
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