Gütersloh. Jedes dritte westdeutsche Kind unter drei Jahren soll 2013 einen Betreuungsplatz haben. So steht es im Kinderförderungsgesetz der Bundesregierung. Doch Papier ist offenbar geduldig: Die alten Bundesländer machen in Sachen Kinderbetreuung eine schlechte Figur.
Wenn der Ausbau der Betreuung weiter im Schneckentempo voranschreiten sollte, dann könnte 2013 im Westen nur jedes fünfte Kleinkind eine Eintrittskarte in Krippe oder Kindergartengruppe bekommen. Heute ist es übrigens nur jedes achte.
Die Bertelsmann-Stiftung zeichnet in ihrem neuen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme” ein düsteres Bild: Es gibt nicht nur zu wenige Einrichtungen für die ganz Kleinen. Insbesondere in den im Westen sehr populären geöffneten Kindergartengruppen für Zwei- bis Sechsjährige gibt es auch zu wenige Betreuerinnen. „Der Ausbau im Westen darf nicht auf Kosten der Qualität gehen, indem man einfach Kindergartengruppen für Zweijährige öffnet und den größeren Betreuungsbedarf der Kleinen ignoriert”, sagt Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Stiftung.
"Wir reden über Quantität, nicht Qualität"
Nordrhein-Westfalen hatte kurz vor der Veröffentlichung der Studie aktuelle Zahlen nachgeschoben, um zu verhindern, dass NRW zu schlecht abschneidet. In einer Aktuellen Stunde im Landtag sagte Innovationsminister Andreas Pinkwart, dass es bald in NRW mit 77 000 Plätzen siebenmal mehr Plätze geben soll als zum Ende der letzten Landesregierung. „Damit könnte NRW tatsächlich bis 2013 die Zielmarke erreichen”, bestätigt Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung der WAZ. Um dann gleich einzuschränken: „Wir reden hier nur über die Quantität und nicht über die Qualität der Betreuung.”
Auf die komme es aber an. „Die Bildungschancen kleiner Kinder hängen auch davon ab, welche Art von Kitagruppe sie besuchen”, weiß Jörg Dräger. Hier schneiden Länder wie Sachsen und Sachsen-Anhalt exzellent ab. Jedes zweite Kind unter drei besucht eine echte Krippengruppe, die nur für dieses Alter eingerichtet ist.