Berlin. . Nach Zusammenstößen bei Demonstrationen in Ägypten hat das Auswärtige Amt seinen Reisehinweis geändert. Reisenden werde “dringend empfohlen, Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig zu meiden“.
Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes heißt es außerdem, dass "die örtliche Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen" sei. Einen Aufruf, das Land generell für Urlaubsreisen zu meiden, gibt es jedoch nicht.
Das Außenamt betont bei seinen Reiseinformationen, die Demonstrationen richteten sich nicht gegen Touristen. Bei den Protesten hatte es nach Informationen vom Dienstag drei Tote und eine Reihe von Verletzten gegeben.
Zugleich mahnte die Bundesregierung die Gewährung friedlicher Proteste an. Auch in Ägypten sollte dieses Recht der Menschen geachtet werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert vor Journalisten.
Das Ministerium geht seit einigen Tagen auch auf den Selbstmordanschlag in der Silvesternacht vor einer koptischen Kirche in Alexandria mit 23 Todesopfern und über 90 Verletzten ein. Nach diesem Anschlag sei weiterhin mit Spannungen zwischen Demonstranten und der Polizei, insbesondere in Alexandria und stellenweise in Oberägypten, zu rechnen.
Bei den großen deutschen Reiseveranstaltern Thomas Cook, TUI und REWE Touristik gab es bislang keine Rückreisewünsche oder Anzeichen einer Verunsicherung der Urlauber. REWE Touristik habe jedoch die Stadtausflüge nach Kairo auf nächste Woche verschoben, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dapd.
1,2 Millionen Deutsche reisen jährlich nach Ägypten
Die Haupt-Reiseziele in Ägypten liegen weit entfernt von Kairo in den Urlaubsgebieten am Roten Meer - Hurghada, Marsa Alam oder Sharm El-Sheikh auf der Sinai-Halbinsel. Und diese werden laut dem Deutschen ReiseVerband (DRV) so gut wie immer direkt angeflogen. Urlauber stellten zudem vor Ort fest, dass in Ägypten hohe Sicherheitsvorkehrungen herrschten, insbesondere auch in den Hotels, wo das Gepäck meist noch einmal durchgecheckt werde. Laut DRV reisen im Jahr 1,2 Millionen Deutsche nach Ägypten.
Einen Tag nach der größten Demonstration gegen die ägyptische Regierung seit Jahren haben Aktivisten am Mittwoch zu einer neuen Protestwelle aufgerufen. Im sozialen Netzwerk Facebook nannten die Organisatoren mehrere Orte in Kairo und anderen Städten, an denen sich Demonstranten versammeln sollten. „Ganz Ägypten muss sich bewegen, zu einem festen Zeitpunkt“, hieß es. Die Regierung brachte in Erwartung neuer Proteste tausende Polizisten in der Hauptstadt in Stellung.
200 Demonstranten festgenommen
Die Beamten bewachten die Brücken über den Nil, große Straßenkreuzungen und Plätze, das Gebäude des staatlichen Fernsehens und den Sitz der regierenden Nationaldemokratischen Partei. Das Innenministerium erklärte in einer Stellungnahme, die Polizei werde keine Versammlungen, Märsche oder Proteste tolerieren. Offenbar wurden die Sicherheitskräfte angewiesen, bei ersten Anzeichen neuer Proteste umgehend Gewalt anzuwenden. Am Mittwoch blieb die Lage in der Hauptstadt ruhig. Hinweise auf neue Proteste gab es zunächst nicht.
Während der Proteste am Dienstag wurden bis zu 200 Demonstranten festgenommen. Aus Polizeikreisen verlautete am Mittwoch, die Zahl der Festnahmen werde wohl noch steigen, wenn die Beamten die Videoaufnahmen der Protestaktionen in Kairo ausgewertet hätten. Bei den Protesten waren zwei Demonstranten und ein Polizist getötet worden. Ein dritter Demonstrant erlag am Mittwoch seinen Verletzungen.
USA rufen beide Seiten zu Gewaltverzicht auf
Die USA forderten die Regierung von Präsident Husni Mubarak und deren Kritiker zum Gewaltverzicht auf. Gleichzeitig sprach Außenministerin Hillary Clinton der Führung in Kairo ihr Vertrauen aus. Die Regierung von Präsident Mubarak sei stabil und tue ihr bestes, den Forderungen der Demonstranten entgegenzukommen, sagte Clinton auf einer Pressekonferenz in Washington. Das autoritäre Regime in Ägypten zählt zu den wichtigsten Verbündeten der USA in der arabischen Welt.
Der ägyptische Aktienmarkt brach nach den Protesten um fünf Prozent ein. Der Index EGX30 fiel auf 6.386,78 Punkte, das war der stärkste Einbruch seit Mai 2010. Seit Beginn dieses Jahres gab der Index damit schon um mehr als zehn Prozent nach. (dapd)