Berlin. . Nach der Beurlaubung des „Gorch Fock“-Kommandanten Schatz ist eine Debatte über die Zukunft des Schiffs entbrannt. Die Gorch Fock sei unverzichtbar für das Prestige der Bundeswehr und Deutschlands, sagt der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Kujat.

Die Beurlaubung des „Gorch Fock“-Kommandanten Norbert Schatz hat eine Debatte über die Zukunft des Segelschulschiffs ausgelöst. Der frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Harald Kujat warnte am Dienstag vor einem Prestigeverlust für Deutschland und die Streitkräfte, sollte auf die Ausbildung auf dem Schiff verzichtet werden. Zugleich kritisierte er das Vorgehen von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels sprach sich für die Fortsetzung des Ausbildungsbetriebs auf der „Gorch Fock“ aus. Das Vorstandsmitglied des Bundeswehrverbands, Uwe Sonntag, forderte eine Gleichstellungsbeauftragte an Bord des Seglers. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, warnte vor einem Generalverdacht gegen die Truppe.

Kujat sagte, die Marine brauche das Schiff unbedingt. „Wenn wir auf die „Gorch Fock“ verzichten müssten, wäre dies ein enormer Einbruch, ein Prestigeverlust nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für unser Land“, sagte er. Von der Suspendierung des „Gorch Fock“-Kommandanten hätte er Guttenberg abgeraten. Dieser Schritt sei ein dramatischer Eingriff in das innere Gefüge der Bundeswehr und seine Ergebnisse seien im Grunde nicht zu revidieren. „Schnelle Entscheidungen sind gute Entscheidungen, aber es müssen auch die richtigen sein“, sagte Kujat.

„Grober Verstoß“ von Guttenberg

Es sei ein Grundprinzip der Inneren Führung, jeden anzuhören, bevor eine solche Beurlaubung vollzogen werde. Er wisse nicht, ob dies im Fall des Kommandanten passiert sei. Guttenbergs Vorgehen werde sicher von vielen in der Bundeswehr als grober Verstoß gegen die Prinzipien der Inneren Führung verstanden und sich auch auf die Einstellung in den Streitkräften zum Minister auswirken.

Bartels sagte: „Nautische Ausbildung auf einem Segelschulschiff ist eine plausible Sache.“ Die Bundesmarine habe seit Jahrzehnten ein gutes demokratisches Offizierskorps. „Das, was dabei herauskam, war immer vorbildlich“, sagte Bartels. Allerdings müssten die aktuellen Vorwürfe aufgeklärt werden, und es dürfe an Bord keinen übertriebenen Drill geben.

Vor wenigen Tagen hatte Königshaus auf grenzwertige Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Segelschulschiff aufmerksam gemacht. Anlass war der Unfalltod einer 25-jährigen Offiziersanwärterin, die am 7. November beim Klettern in der Takelage aus 27 Metern Höhe auf das Deck stürzte. In Königshaus“ Bericht war in diesem Zusammenhang von Meuterei-Vorwürfen gegen mehrere Offiziersanwärter die Rede und von einem zerrütteten Verhältnis zwischen Mannschaft und Schiffsführung.

Frauen an Bord sollen Ansprechpartnerin bekommen

Sonntag sagte zu seinem Vorschlag für eine Gleichstellungsbeauftragte an Bord des Segelschulschiffs: „Vor allem wenn die Frauen an Bord das Gefühl haben, dass sie einen direkten Ansprechpartner brauchen, ist das für künftige Fahrten des Schiffes wichtig.“ Von sexuellem Missbrauch an Bord des Schiffes sei dem Bundeswehrverband bisher nichts bekannt.

Köngishaus sagte: „Die Überprüfung der Teilstreitkräfte soll die Truppe nicht unter Generalverdacht stellen. Dafür sehe ich auch keinen Anlass.“ Ein grundsätzliches Problem in der Menschenführung könne er in der Bundeswehr jedenfalls nicht feststellen. Guttenberg hatte die Überprüfung der Teilstreitkräfte angekündigt, nachdem es Berichte über Meuterei-Vorwürfe an Bord der „Gorch Fock“ gegeben hatte. Außerdem waren Feldpostbriefe aus Afghanistan geöffnet worden und Berichte über den Tod eines Soldaten aufgetaucht, der von einem Kameraden versehentlich erschossen worden sein soll, als dieser fahrlässig mit seiner Waffe spielte. (dapd)