Berlin. Wenn am heutigen Donnerstag in Berlin die Deutsche Islamkonferenz zum vierten und vorläufig letzten Mal zusammenkommt, liegen Zufriedenheit und Enttäuschung eng beieinander. Nach drei Jahren Gesprächen ist das Verhältnis zwischen Islam und Staat noch längst nicht geklärt.

Natürlich fällt die Bilanz gemischt aus. Wenn heute im Hamburger Bahnhof in Berlin die Deutsche Islamkonferenz zum vierten und vorläufig letzten Mal zusammenkommen wird mit ihren je 15 Vertretern der staatlichen und der muslimischen Seite, liegen Zufriedenheit und Enttäuschung eng beieinander. Zufriedenheit darüber, wie Initiator und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagen wird, dass der Dialog zwischen dem deutschen Staat und den in Deutschland lebenden Muslimen endlich in Gang gekommen ist, dass wenigstens erörtert wird, wie "die über Jahrhunderte entwickelte deutsche Verfassungs- und Rechtsordnung zur Entwicklung eines modernen deutschen Islam beitragen kann". Enttäuschung, werden nicht nur die weltlich orientierten Muslime wie die Anwältin Seyran Ates am Verhandlungstisch sagen, dass das Verhältnis zwischen Islam und Staat in all seinen Ausprägungen noch immer nicht geklärt ist.

Hoffnung auf einen "europäischen Islam"

Genau darum ging es, als am 27. September 2006 im Schloss Charlottenburg in Berlin der Startschuss gegeben wurde. Die DIK hatte sich ambitionierte Ziele gesteckt. Es geht nicht nur darum, generell mehr Wissen und Verständnis untereinander zu erreichen, um Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Auf der Agenda standen und stehen bis heute auch ganz konkrete Projekte, um zum Beispiel die Integration junger Muslime in der Schule oder im Berufs- und Arbeitsleben zu verbessern. Vier Arbeitsgruppen beackern seither diese Themenfelder: "Deutsche Gesellschaftsordnung und Wertekonsens", "Religionsfragen im deutschen Verfassungsverständnis", "Wirtschaft und Medien als Brücke", "Sicherheit und Islamismus".

Schäubles Ansinnen war es auch, einen "Ansprechpartner" auf muslimischer Seite herauszubilden, mit dem der Staat Dinge wie Islamunterricht an Schulen, Ausbildung von Imamen und den Moscheebau verhandeln kann. Seine Hoffnung: So werde sich vielleicht ein "europäischer Islam" herausmendeln, der eines Tages mit dem Fundamentalismus arabischer Herkunft nichts mehr zu tun hat und uneingeschränkt in der Demokratie heimisch werden kann.

Ein gutes Stück vorangekommen?

Kein leichtes Unterfangen bei der Mannschaftsaufstellung. Den traditionell denkenden Verbänden - Zentralrat der Muslime, der Moscheeverband VIKZ, die türkisch gesteuerte Ditib oder der Islamrat, von der Milli Görüs dominiert - saßen mit Necla Kelek säkulare Frauenrechtlerinnen gegenüber, die den männerlastigen Verbänden ununterbrochen Paroli boten.

Schäuble glaubt, die Runde sei trotz aller Schwierigkeiten ein gutes Stück vorangekommen und habe die integrationspolitische Landschaft positiv verändert. Liberale Muslime halten insofern dagegen, als dass sie den Verbänden noch immer einen Alleinvertretungsanspruch ankreiden bei kleinen Themen mit großer Publikumswirksamkeit; etwa die Teilnahme muslimischer Schüler an Klassenfahrten oder Schwimmunterricht. Für den Innenminister steht gleichwohl fest: "Die Islamkonferenz muss fortgesetzt werden."