Berlin. .

Der Kater kommt spät, aber er kommt: Ein Jahr nachdem die NRW-Landesvertretung den Koalitionsvertrag von CDU,CSU und FDP in Berlin gefeiert hat, folgt nun das Nachspiel: Der NRW-Rechnungshof kritisiert die Kosten - etwa Wein für 6400 Euro.

Herbst 2009. Schwarz-Gelb hat die Bundestagswahl gewonnen. In nur vier ­Wochen handeln CDU, CSU und FDP den Koalitionsvertrag aus. Ein Rekord. Des­wegen wird am Abend des 26. Oktober in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Berlin feste gefeiert.

Die Kanzlerin ist von der Gastfreundschaft begeistert: „Die Verpflegung war wunderbar. Wir wurden verwöhnt.“ Auch der schon im­mer verwöhnte Bayer und CSU-Chef Horst Seehofer lobt die NRW-Cuisine: Endlich sei die „Tütensuppen-Verpflegung“ der großen Koalition erledigt.

Doch jetzt, mehr als ein Jahr danach, haben alle Teilnehmer der Runde einen verspäteten Kater, der nur wenig mit der schlechten politischen Stimmungslage im Land zu tun hat. Denn die neue Regierungsmannschaft stellte an dem ­Feier-Abend noch eine weitere Spitzenleistung auf. Die auf 40 Köpfe geschätzte Runde stieß mit 75 Flaschen Wein an. Die haben zusammen 6417,67 Euro gekostet. Der Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen ermittelt: Zu teuer.

Passt zu Hirsch und Reh

Mussten es denn unbedingt 23 Flaschen Clos de Vougeot Grand Cru Louis Jadot sein - ein Tröpfchen, das gerne aufwändig in französischer Eiche reift? Der „große, rote Burgunder“, wie ihn die Werbung preist, der „Kraft und Tiefe mit eleganter Komplexität und fruchtigem Aroma verbindet“, mag ja besonders gut zu Hirsch und Reh passen – auf keinen Fall aber zu den leeren Kassen des Landes an Rhein und Ruhr. Denn die Flasche kostet 94 Euro, zwei andere Sorten (25 mal „La Mor­doree“, 27 Flaschen vom Le Petit Mouton Rotschild) lagen schon preiswerter: Bei 89 und 75 Euro.

Eigentlich hielt NRW die Rechnungen auch gar nicht für eine Landessache. Zwar hatte der damalige Minister­präsident Jürgen Rüttgers seine Botschaft an der Spree für die Verhandlungen zur Ver­fügung gestellt. Das Zuprosten zum Schluss aber sollte die Unionsfraktion im Bundestag begleichen. Man hatte sich, einen Monat zuvor, sogar auf einen reellen Preis pro Flasche geeinigt: 30 Euro maximal. Was gut aus dem Bestand im Keller der Vertretung zu bedienen gewesen wäre.

Ein wenig schockiert

Noch ist nicht ganz klar, wieso dann der sehr viel bes­sere, aber auch sehr viel teu­rere Rebensaft serviert wurde. Unterlief einem Mitarbeiter der Landesvertretung ein ­Fehler bei der Order? Fehlte eine schriftliche Absprache? Griff das Personal ins falsche Kellerregal? Jedenfalls weigerte sich Merkels CDU-Fraktion, den Differenzbetrag pro Flasche – beim Clos de Vougeot immerhin 64 Euro – zu zahlen. Die Landeskasse sprang ein. Damit ging die Sache mit rund 4100 Euro zu Lasten der Steuerzahler.

Im NRW-Ministerium für Bundesangelegenheiten ist man ein wenig schockiert. „Der Staatskanzlei liegt der Bericht des Landesrechnungshofes vor“, sagt Sprecherin Beate Hoffmann. Daraus geht hervor, dass der Weinkonsum nicht der einzige Anlass zur Kritik an der Feierlichkeit ist.

Stellungnahme bis März

Die Prüfer rügen, dass den schwarz-gelben Berliner Koalitionsfraktionen we­der das Bedienungspersonal in Rechnung gestellt wurde noch Miete für den feuchtfröhlichen Abend: „Insofern hat das Land einen finanziellen Anteil an den Koalitionsverhandlungen getragen.“ Die Landesregierung erarbeitet bis März eine Stellungnahme.