Berlin. Aus den ersten Zahlen lässt sich am Sonntagabend ein Trend ablesen: Welche Koalitionen sind jetzt realistisch? Ein Überblick.

Deutschland hat einen neuen Bundestag gewählt. Und die Zahlen der Hochrechnungen lassen vor allem einen Schluss zu: Die gescheiterte Ampel-Regierung, bestehend aus SPD, Grüne und FDP, ist abgewählt. Die Sozialdemokraten büßen laut Zahlen von Infratest dimap für die ARD und der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) stark in der Wählergunst ein. In den Abendstunden zeigt sich außerdem: Die FDP wird dem neuen Bundestag nicht mehr angehören. Parteichef Lindner kündigte bereits an, sich aus der Politik zurückzuziehen.

Vom Ergebnis der Liberalen hing es unter anderem ab, welche Regierungskoalition für die nächsten vier Jahre denkbar ist. Als stärkste Kraft dürfte die Union um Kanzlerkandidat Friedrich Merz die Gespräche um eine Regierungsbildung an sich reißen. Eine rechnerische Mehrheit mit der AfD ist zwar gegeben. Allerdings hatte der CDU-Chef im Vorfeld und in der „Berliner Runde“ am Wahlabend vehement ausgeschlossen, mit der rechtspopulistischen Partei zusammenzugehen, die zum ersten Mal in der bundesdeutschen Geschichte auf Platz zwei landet.

Bundestagswahl: Diese Koalitionen sind jetzt denkbar

Offen ist, ob Merz rechnerisch ein Zweierbündnis mit SPD schließen kann. Laut Hochrechnung im ZDF ist das BSW im Parlament mit fünf Prozent vertreten, was ein Zweierbündnis zu diesem Zeitpunkt ausschließt. Folgt man allerdings den Zahlen der ARD, reißen sowohl die Liberalen als auch die Wagenknecht-Partei die Fünfprozenthürde, was eine schwarz-rote Koalition wohl knapp möglich machen würde. Schwarz-Grün ist laut beiden Hochrechnungen nicht möglich. Das Bündnis hatte CSU-Chef Markus Söder vor der Wahl ausgeschlossen. Auch der CDU-Chef selbst hatte ein solches Bündnis zwar kritisch gesehen – aber auch nicht verneint.

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BERLIN, GERMANY - FEBRUARY 23: Friedrich Merz, chancellor candidate of Germany's Christian Democrats (CDU/CSU), reacts at CDU headquarters following the announcement of initial results in snap federal parliamentary elections on February 23, 2025 in Berlin, Germany. Germany held elections today following the collapse of the three-party government coalition last November. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)
Von Julia Emmrich, Michael Bee, Philipp Luther, Leonhard Rosenauer und Daniel Weidmann  •  vor 31 min

Sollte das vorläufige amtliche Endergebnis, das spät in der Nacht erwartet wird, keine Zweierkonstellation zulassen, ist nur noch ein Bündnis denkbar – wenn BSW, Linke und AfD nicht am Kabinettstisch sitzen sollen: Und zwar eine Kenia-Koalition, bestehend aus CDU, SPD und Grünen. Mit dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag kommen eine Jamaika-Koalition (CDU, Grüne und FDP) oder einer Deutschlandkoalition (CDU, SPD und FDP) nicht mehr infrage.