Düsseldorf. Ein Patient, der an der Uni-Klinik Düsseldorf nur per Schuss gestoppt werden konnte, lässt in NRW den Ruf nach mehr Schutz laut werden.
Nach erneuten Attacken gegen Ärzte in Nordrhein-Westfalen wird der Ruf nach härteren Strafen und besseren Schutzmaßnahmen lauter. „Es macht uns immer wieder fassungslos, wenn Pflegekräfte, Ärztinnen oder Ärzte plötzlich Opfer gewaltsamer Übergriffe werden. Sie haben sich für ihren Beruf entschieden, weil sie Menschen in Not und Krankheit helfen wollen. Dafür verdienen sie Respekt und Wertschätzung“, sagte Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft (KGNW), unserer Redaktion am Dienstag.
Für körperliche Angriffe dürfe es kein Pardon geben. Eine Mindestfreiheitsstrafe von sechs Monaten Haft müsse ins Strafgesetzbuch aufgenommen wird, fordert Blum. Am Montag war ein Arzt im Düsseldorfer Uni-Klinikum von einem Patienten mit einem Messer bedroht worden. Die Polizei musste den Angreifer mit einem Beinschuss außer Gefecht setzen. Ende Januar war bereits ein Hausarzt im ostwestfälischen Spenge im Wartezimmer bewusstlos geschlagen worden.
Bei den Betroffenen lösten solche meist traumatischen Übergriffe oft schwere und langwierige Folgen aus, erklärte KGNW-Geschäftsführer Blum. „Deshalb wäre ein klares politisches Signal aus der Politik wichtig, dass körperliche Gewalt hart bestraft wird.“
Schutz von Attacken: Ärzte und Pfleger sollen Feuerwehrleuten gleichgestellt werden
Auch der Hausärzteverband Westfalen-Lippe hat Konsequenzen gefordert. Beschäftigte in Arztpraxen müssten in den Paragrafen 115 Strafgesetzbuch aufgenommen werden. Damit würden Ärzteschaft und Pflegepersonal anderen Hilfeleistenden wie etwa Feuerwehrleuten und Katastrophenschützern gleichgestellt.
Bei einer Expertenanhörung im Landtag zu Jahresbeginn hatte Frank Bergmann von der Kassenärztlichen Vereinigung eine „exponentielle“ Steigerung der Gewaltbereitschaft unter Patienten bilanziert. Es fehle gerade in Notaufnahmen und Notdienstpraxen die Einsicht, dass nicht der Zeitpunkt des Eintreffens über die Reihenfolge Behandlung entscheidet, sondern die Schwere des Leidens.
Im vergangenen Herbst hatte ein Übergriff am Essener Elisabeth-Krankenhaus, der Angehörigen aus dem Clan-Milieu zugeordnet wurde, das Problem auf die politische Agenda gehoben. Die Landesregierung unterstützte einen neuen Sicherheitsleitfaden, den die Krankenhausgesellschaft für alle Kliniken in NRW entwickelt hat.
Unklar ist aber weiterhin, ob erhöhte Kosten für Sicherheitspersonal oder Alarmsysteme als Investitionskosten vom Land oder als Betriebskosten vom Bund übernommen werden. Aus dem Leitfaden soll in den nächsten Wochen eine Handreichung für Pflegekräfte und Ärzte entwickelt werden, damit diese auf den Krisenfall besser vorbereitet sind.
Clan-Gewalt an Essener Klinik sorgte bundesweit für Aufsehen
Trotz des Aufsehen erregenden Clan-Übergriffs in Essen hatte Dominik Stark von der Pflegekammer NRW bei der Anhörung im Landtag darauf hingewiesen, dass Gewalt in Kliniken und Praxen keineswegs nur einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugeschrieben werden könne. Vielmehr seien unter den Opfern häufig insbesondere seine Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund. Stark sprach von einem „Riesenpoblem“ und erklärte damals: „Es kann nicht sein, dass sie nach Deutschland kommen, hier arbeiten und dann aufgrund ihrer Herkunft Gewalt erfahren.“