Berlin. Ein ausländischer Geheimdienst warnte: Angeblich plane Omar A. einen Terror-Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin. Ein Irrtum?
Im Oktober erhielten deutsche Sicherheits-Behörden einen Hinweis eines ausländischen Geheimdienstes auf einen Mann in Brandenburg. Als terrorverdächtig identifiziert wurde ein Libyer. Der 28-jährige Omar A. lebte in einer Flüchtlingsunterkunft bei Bernau unweit von Berlin.
Der Verdacht: Omar A. habe Kontakt zum IS und plane einen Schusswaffen-Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin. Am 19. Oktober folgte frühmorgens seine Festnahme durch die GSG 9, die Antiterroreinheit der Bundespolizei. Dann seine Überstellung nach Karlsruhe, es habe Fluchtgefahr bestanden. Es folgten Haftbefehl und U-Haft.
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Terrorismus: Omar A. unschuldig – Datenhändler fingierten wohl Chats
Nach gut drei Monaten wurde jetzt bekannt: Omar A. gilt als unschuldig. Das berichten mehrere Medien wie „Spiegel“ und „RBB“. Demnach soll Omar A. wieder auf freiem Fuß sein.
Was lief also schief im Fall Omar A.? Der entscheidende Hinweis auf den scheinbar islamistisch motivierten Anschlag kam von einem ausländischen Nachrichtendienst. Laut dem RBB wurden den Deutschen Auszüge einer Chatkommunikation übermittelt. Darin soll Omar A. mit einer Frau gechattet haben, die dem Islamischen Staat zugerechnet wurde. In diesem Verlauf soll er die Absicht geäußert haben, einen Anschlag auf die israelische Botschaft zu verüben.
Doch die Ermittlungen zeigten: Omar A. chattete zwar im Internet, auch mit der besagten Frau, die in dem ausländischen Hinweis genannt wurde. Doch Omar A. hatte wohl zu keiner Sekunde Kontakt zum IS gesucht. Es stellte sich heraus: Der 28-Jährige war stattdessen online auf der Suche nach einer Ehefrau. Dieser vermutlich dem IS nahestehenden Frau schrieb Omar A. Nachrichten, offenbarte privateste Dinge und schickte auch Fotos.
Laut RBB fanden die deutschen Ermittler nach Sichtung der Kommunikation ausschließlich amourös angehauchte Nachrichten und keine Äußerung zu einem geplanten Anschlag. Die Ermittler haben feststellen müssen: Die brisanten Teile der Chats, die der ausländische Nachrichtendienst übermittelt hatte, existierten nicht. Oder hatte Omar A. diese selbst gelöscht? Auch das konnte durch die Ermittlungen ausgeschlossen werden.
„Nachrichtenhändler“ verfälscht eigentlich harmlosen Liebes-Chat mit Terror-Inhalt
Nach Rücksprache mit dem ausländischen Nachrichtendienst kam laut RBB ans Licht: Der Geheimdienst habe den brisanten, aber vermutlich gefälschten Chat von einem „Nachrichtenhändler“ eingekauft. Nachrichtenhändler seien Personen, die Nachrichtendiensten Informationen für Geld anbieten, die sie anderweitig und manchmal auch illegal erhielten, hieß es.
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