Düsseldorf. Virus weit weg, Schaden ganz nah: Die Maul- und Klauenseuche schadet dem NRW-Export. Werden Milch und Butter dafür bei uns billiger?

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaft und der heimische Lebensmittelhandel sind deutlich stärker vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg getroffen als gemeinhin angenommen.

„Die ersten Drittländer haben die Einfuhr von tierischen Produkten aus Deutschland gesperrt. Unserer Nutztierhaltung und der heimischen Lebensmittelproduktion drohen enorme wirtschaftliche Einbußen“, sagte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU). Sie fordert den Bund auf, in Staaten außerhalb der EU für die Aufhebung von Exportbeschränkungen zu werben.

Frischware muss womöglich palettenweise verramscht werden

Mit staatlichen Hilfen können in der Regel nur Höfe rechnen, die unmittelbar betroffen sind und deren Viehbestand gekeult werden muss. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums sind allein in NRW rund 5000 Betriebe mit Schweinehaltung, mehr als 15.000 Betriebe mit Rinderhaltung und rund 1300 Betriebe mit Schafhaltung mittelbar von Handelshemmnissen betroffen. Zudem leiden Firmen, die weltweit tierische Produkte wie Käse, Butter und Milchwaren vertreiben. Bereits in der jeweiligen Landessprache etikettierte Frischware, die sich nicht einfrieren lässt, muss womöglich palettenweise verramscht werden.

Nachdem auf einem Hof in Brandenburg erstmals seit mehr als 35 Jahren wieder die hochansteckende Maul- und Klauenseuche nachgewiesen worden war, haben zahlreiche Handelspartner außerhalb der EU einen Importstopp auch für Waren aus NRW verhängt. In der EU gilt dagegen das sogenannte Regionalisierungsprinzip, so dass deutsche Produkte, die nicht aus den betroffenen Seuchengebieten in Brandenburg stammen, weiter in andere Mitgliedstaaten ausgeführt werden können.

Für die öffentliche Gesundheit stellt die Maul- und Klauenseuche kein Risiko dar

Laut NRW-Landwirtschaftsministerium gingen von den im Jahr 2024 insgesamt über 32 Milliarden Kilogramm erzeugter Milch rund 50 Prozent in den Export und davon wiederum etwa 18 Prozent in Drittländer. Zu den großen Handelspartnern außerhalb der EU zählen Großbritannien, Südkorea, aber auch die Ukraine. Nicht alle Abnehmer lassen sich auf eine amtstierärztliche Versicherung ein, dass in den NRW-Betrieben die Maul- und Klauenseuche bislang kein Thema ist. Groß ist vielerorts die Sorge, sich über Produkte das hartnäckige Virus ins Land zu holen.

Für die öffentliche Gesundheit stellt die Maul- und Klauenseuche kein Risiko dar. Fleisch und Milch können bedenkenlos verzehrt werden. Ob der Exportstopp die Lebensmittelpreise hierzulande im Supermarkt drücken wird, ließ das Landwirtschaftsministerium offen: „Eine Beurteilung hinsichtlich der Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise ist aus unserer Sicht aktuell zu früh.“ Unklar sei etwa, wie Warenströme und Verwertungen umgelenkt werden können. Häufig beruhten Preise auch auf längerfristigen Verträgen.