Berlin. Zerstörte Datenkabel und Pipelines: Die Strategie im Umgang mit hybriden Angriffen ist gescheitert. Warum Finnland zum Vorbild wird.
Nach einer Serie von Sabotageakten in der Ostsee will die Nato mit mehr Kriegsschiffen patrouillieren, um Kabel und Pipelines zu schützen. Ob das viel bringt? Das Bündnis kündigt das nicht zum ersten Mal an, ohne dass sich die Sicherheitslage verbessert hätte. Wichtiger als neue Präventionsversuche ist das Sanktionssignal, das vom Krisentreffen in Helsinki ausgeht: Die Ostsee-Anrainer wollen nach Sabotagefällen robuster und entschlossener reagieren.
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Vorbild ist Finnland, das den russischen Schattentanker Eagle kürzlich mit einem bewaffneten Einsatz von Spezialkräften gestoppt, gestürmt und in einen finnischen Hafen gebracht hat. Das war legal, aber nicht ohne Risiko. Vor allem war es eine klare Ansage an Russland, das offenkundig hinter der mutwilligen Zerstörung eines Datenkabels steckte – auch wenn der letzte Beweis vor der Aktion noch fehlte. Bislang scheuten die Ostsee-Staaten eine solche Reaktion aus Sorge vor einer Eskalation. Verständlich. Aber die Strategie, Russland bei jedem Vorfall lautstark zu verdächtigen und als einzige Konsequenz endlose Untersuchungen einzuleiten, bei denen wasserdichte Beweise später naturgemäß schwer zu finden sind, ist gescheitert.
Hybride Angriffe zielen auf das Vertrauen der Bevölkerung
Erreicht wird damit nur die Verunsicherung der Bürger, die das Vertrauen in den staatlichen Schutz verlieren. Genau das, worauf hybride Angriffe zielen. Wladimir Putin darf sich bestätigt fühlen, deshalb macht er weiter. Zeit für einen Kurswechsel. Gefragt ist weniger Spekulation, mehr Aktion. Routinemäßige, aufgeregte Verdächtigungen nach Kabelschäden können ruhig unterbleiben. Aber wo die Indizien ausreichen für robustere Ermittlungen, muss gehandelt werden wie jetzt in Finnland.
Wenn sich Russland immer öfter auf hybride Angriffe verlegt, herrscht noch kein Krieg – aber eben auch kein Frieden mehr. Die Nato als Verteidigungsbündnis ist für diese Grauzone nicht gut gewappnet. Gefordert sind die Ostsee-Staaten, mit ihren Kräften entschlossener zu reagieren und Grenzen zu ziehen. Der Provokateur Putin sollte Anlass zur Sorge haben, nicht die eigenen Bürger.