Berlin. Der FDP-Chef kämpft ums politische Überleben seiner Partei. Das Bild in diesen Tagen ist verheerend – in einem Punkt aber hat er recht.

Ist Christian Lindner noch zu retten? Was treibt den Mann? Wo bleibt das, was ihm selbst die schärfsten Kritiker immer zugestanden haben, nämlich seine politische Schlauheit? Ist die Not so groß? Milei, Musk und gerade wieder mal Friedrich Merz – immer wieder wanzt er sich an mächtige Männer heran und merkt offenbar gar nicht, wie klein er sich selbst damit macht.

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Er sei kein Stalker, sagt er jetzt mit Blick auf die Union und sein Werben für einen gemeinsamen schwarz-gelben Wahlkampf. Sowas liege ihm fern. Ein Satz, der nach hinten losgehen dürfte. Lindner will kein Stalker sein – und bringt das Etikett selbst ins Spiel. Man muss nicht viel Fantasie haben, um zu wissen, was jetzt in den Köpfen von Kabarettisten, Karikaturisten und den Wahlkampfteams von SPD und Grünen passiert. Holt den Sekt raus …!

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Julia Emmrich ist stellvertretende Ressortleiterin für Politik und Wirtschaft. © Anja Bleyl | Anja Bleyl

Dabei hat Lindner nicht mal unrecht. Im Gegenteil: In einem Punkt hat er sogar komplett recht. Wenn in Deutschland nach der Bundestagswahl ein anderer Wind wehen soll, wenn ein echter politischer Kurswechsel gelingen soll, dann geht das besser mit einer Koalition aus zwei Parteien, die sich schon vor der Wahl einig sind: Union und FDP. Doch auch hier macht Christian Lindner einen entscheidenden Fehler.

Christian Lindner muss eine entscheidende Frage beantworten

Dass die FDP derzeit zu schwach ist, um der Union zur Mehrheit zu verhelfen? Geschenkt. Das könnte sich theoretisch ja noch ändern. Viel entscheidender ist ein anderer Denkfehler: Wenn sich Union und FDP so wunderbar einig sind – warum sollten die Wählerinnen und Wähler dann überhaupt noch FDP wählen – und nicht gleich die Union? Das ist die Frage, die Lindner beantworten muss. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.

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