Berlin. Russische Flotte unter Verdacht: Nach Schäden am Estlink-2-Kabel ermittelt nun auch Finnlands Transportbehörde gegen den „Eagle S“-Tanker.
Nach dem mutmaßlichen Sabotageakt am Stromkabel Estlink 2 in der Ostsee zwischen Finnland und Estland, das am ersten Weihnachtstag beschädigt wurde, leitet nun die finnische Transportbehörde Traficom eigene Ermittlungen zum Tanker „Eagle S“ ein. Wie Traficom-Chefin Sanna Sonninen am Donnerstag bekanntgab, sei unter anderem eine „Kontrollinspektion“ geplant. Die polizeilichen Ermittlungen würden nicht beeinträchtigt. Zusätzlich führen auch die finnischen Behörden Untersuchungen im Hinblick auf einen Sabotageverdacht durch.
Russische Schattenflotte: Umgehung des Öl-Embargos mit Tankern unter fremder Flagge
Aktuell ermittelt die finnische Polizei gegen sieben Matrosen des im russischen St. Petersburg gestarteten Tankers „Eagle S“. Gegen die Verdächtigen wurde ein Ausreiseverbot verhängt. Wie die finnische Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, besteht die Möglichkeit, dass auch gegen weitere Personen ermittelt wird.
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Der russische Tanker fährt unter der Flagge der Cook-Inseln und gehört laut der finnischen Zollbehörde zur sogenannten russischen Schattenflotte. Diese Flotte nutzt Russland, um das seit zwei Jahren im Zuge des Ukraine-Krieges verhängte Öl-Embargo zu umgehen. Mit Tankern, die unter fremden Flaggen fahren, exportiert Russland weiterhin Rohöl und Ölprodukte, ohne die internationalen Sanktionen zu beachten.
Finnland entdeckt Kilometer lange Schleifspur am Meeresgrund
Die finnischen Behörden vermuten, dass der Anker der „Eagle S“ das am Boden der Ostsee verlaufende Kabel beschädigt hat. Finnland hatte den Tanker daher gestoppt, in finnische Gewässer eskortiert und beschlagnahmt. Am Montag entdeckten die Ermittler nach eigenen Angaben eine dutzende Kilometer lange Schleifspur am Meeresboden.
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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrere Bestandteile der Telekommunikationsinfrastruktur beschädigt worden. Experten gehen davon aus, dass dies auf hybride Angriffe Russlands gegen den Westen zurückgeht. Mit hybriden Angriffen sind verdeckte Attacken staatlicher oder nicht-staatlicher Akteure gemeint, die oft nicht aufgeklärt werden können.
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AFP/pau