Washington. Die Demokratin hat eine deutliche Niederlage gegen Trump eingefahren. Das sind nun ihre Karriereoptionen in der Politik – und abseits davon.
So schnell kann das in der US-Politik gehen: Vor weniger als zwei Monaten wähnte sich Kamala Harris (60) auf dem Weg ins Oval Office des Weißen Hauses. Seit ihrer Wahlniederlage am 5. November ist die amtierende US-Vizepräsidentin aber von der Bildfläche verschwunden. Unterdessen kursieren Gerüchte über die berufliche Zukunft der angesehenen Juristin, die vier Jahre lang Präsident Joe Biden als Nummer Zwei loyal zur Seite stand.
Wird die frühere Staatsanwältin und Senatorin aus Kalifornien umsatteln und in die Privatwirtschaft gehen? Wird sie Bücher schreiben, auf Tournee gehen und gut dotierte Reden halten, oder als Anwältin einer prominenten Kanzlei beitreten? Oder will Harris es nochmal wissen, und wird sie 2028 einen weiteren Anlauf auf das höchste Amt im Lande nehmen? Experten sind sich einig, dass der Vizepräsidentin, die mit 60 Jahren für amerikanische Politiker in den höchsten Positionen noch relativ jung ist, Tür und Tor offen stehen.
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Enttäuschte Hoffnungen: Unterstützung von Beyoncé und Taylor Swift hat nicht gereicht
Personen, die Harris nahestehen, beschreiben ihren Gemütszustand ganz nüchtern: In das aufreibende und zunehmend aggressive Duell mit dem künftigen Präsidenten Donald Trump habe sie unermessliche Energie investiert. Auch haben die Rekordsummen an gesammelten Wahlspenden, die Unterstützung einflussreicher Organisationen, Politiker und Koryphäen aus dem Showgeschäft – allen voran der Pop-Ikonen Beyonce und Taylor Swift – seinerzeit große Hoffnungen geweckt. Gepaart mit Umfragen, die Harris vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Kampagne in Führung sahen, schürten diese Erwartungen, dass sie tatsächlich die erste Präsidentin in der Geschichte werden könnte.
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Dass sie entgegen den meisten Prognosen dann aber eine recht deutliche Niederlage einstecken musste, „hat Kamala in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt, von dem sie sich nun zu erholen beginnt“. Das berichtet ein langjähriger Berater, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Eine besondere Dimension nehme der Wahlausgang an, weil Harris sich als „Retterin der US-Demokratie“ verstanden habe, die sie nun unter Trump in akuter Gefahr sieht. „Gleichwohl hat die Vizepräsidentin während ihres ganzen Lebens bewiesen, dass sie unverwüstlich ist“. Harris beginne nun langsam, ihre zahlreichen Möglichkeiten zu sondieren und gegeneinander abzuwägen. Von dem Etikett der „Verliererin“ wolle sie nichts wissen, so der Vertraute. Er ist zuversichtlich, dass sie so oder so noch eine glänzende Karriere vor sich haben wird.
Spekulationen um politische Zukunft: Wird Harris der Politik verbunden bleiben?
Dabei ranken sich die Spekulationen vorrangig um die Frage, ob die Vizepräsidentin der Politik verbunden bleiben will. Naheliegend wäre, dass sich Harris um den Gouverneurs-Stuhl in ihrem Heimatstaat Kalifornien bewirbt. Amtierender Regierungschef in Sacramento ist der linksliberale Demokrat Gavin Newsom, der während der vergangenen eineinhalb Jahre aber in der Wählergunst weit abgerutscht ist. Und selbst wenn das Stehaufmännchen Newsom – eine „Rückruf-Abstimmung“ hat er bereits überstanden – im Ansehen der Kalifornier wieder steigen sollte, dürfte er laut Verfassung ohnehin kein weiteres Mal antreten.
Franklin D. Roosevelt (1933 - 1945) | 3687 Begnadigungen |
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Woodrow Wilson (1913 - 1921) | 2480 Begnadigungen |
Harry S. Truman (1945 - 1953) | 2044 Begnadigungen |
Barack Obama (2009 - 2017) | 1927 Begnadigungen |
Calvin Cooldige (1923 - 1929) | 1545 Begnadigungen |
Experten meinen, dass Harris gute Chancen auf den Top-Job hätte, sollte sie sich entscheiden, sich in Kalifornien ins politische Getümmel zu stürzen. Im größten US-Staat finden aber die nächsten Wahlen im November 2026 statt. Falls Harris aber tatsächlich antritt und gewinnt, dann ginge eine Präsidentschaftskandidatur weniger als zwei Jahre danach zu Lasten ihrer Glaubwürdigkeit als Gouverneurin, die Kaliforniens politischen Interessen tatsächlich verbunden ist.
Neuer Anlauf möglich: Harris als Favoritin 2028?
Ist also eher anzunehmen, dass sie dort verzichtet und sich 2028 um Trumps Nachfolge bewerben wird? „Falls die Vizepräsidentin das täte, würde sie auf jeden Fall als Favoritin ins Rennen gehen“, ist Jim Kessler, Mitbegründer des linksliberalen Think Tank „Third Way“ überzeugt. Gleichwohl weist Kessler darauf hin, dass sie durchaus ernstzunehmende Konkurrenz aus den eigenen Reihen hätte.
Schließlich haben auch andere prominente Demokraten Interesse an einer Präsidentschaftskandidatur signalisiert. Dazu zählen Verkehrsminister Pete Buttigieg, der schon 2020 kandidierte, Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer und Pennsylvanias Regierungschef Josh Shapiro. Shapiro war lange Zeit der Favorit, als Vizepräsidentschaftskandidat mit Harris ins Rennen zu gehen. Sie entschied sich schließlich für Minnesotas Gouverneur Tim Walz.
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Prominente Vorgänger: Das machen Al Gore oder Hubert Humphrey
Vorstellbar ist aber auch, dass Bidens Stellvertreterin einen ganz anderen Weg beschreitet. So verlor auch Al Gore – acht Jahre lang die Nummer Zwei unter Präsident Bill Clinton – als Spitzenkandidat die Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner George W. Bush. Gore widmete sich dann dem Thema Klimawandel, schrieb Bücher dazu, engagierte sich unermüdlich für erneuerbare Energien und wurde sogar mit dem Friedensnobelpreis belohnt. Hubert Humphrey hingegen, Präsident Lyndon Johnsons Vize, verlor 1968 die Wahl gegen Richard Nixon. Er kehrte in den Senat zurück, wo er schon früher den Staat Minnesota vertreten hatte.
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Dass Harris, die ebenfalls im Senat war, diese „Herabstufung“ hinnehmen würde, halten Experten für unwahrscheinlich. Kate Maeder, eine demokratische Strategin bei der Beratungs- und Kommunikationsfirma KMM Strategies, hält einen weiteren Anlauf auf das Weiße Haus für wahrscheinlicher. „Harris hat während des Wahlkampfs eine immense Anhängerschaft aufgebaut, das wird ihr auch in vier Jahren helfen“ und würde ihr einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil geben, ist Maeder guter Dinge.