Düsseldorf. Die vielen Krisen belasten auch die jungen Menschen und erschweren den Start ins Erwachsenenleben.
Neulich in einem Regionalzug im Ruhrgebiet: Zwei Damen um die 50 unterhalten sich: „Ich kann die ganzen schlechten Nachrichten nicht mehr ertragen“, sagt die eine. Die andere erwidert: „Ich gucke schon gar keine mehr. Da werde ich nur depressiv.“
In diesem kurzen Dialog dürften sich viele wiedererkennen. Putins Krieg, Nahost-Elend, Fluchtbewegungen, Trump-Wahl, Fake-News und der Siegeszug des Populismus sind so verstörend, dass sich viele ins Private zurückziehen und den ganzen Wahnsinn da draußen am liebsten ausblenden möchten.
Wie fühlt sich wohl eine 14-Jährige, wie fühlt sich ein 16-Jähriger in dieser aufwühlenden Zeit? Der Start ins Erwachsenenleben war immer schon von vielen Fragen begleitet: Was wird mal aus mir? Wie finde ich Freundinnen und Freunde? Soll ich an Grenzen gehen oder vorsichtig sein? Zu diesen normalen Fragen kommen auf einmal neue, existenziellere: nach Krieg und Frieden, Recht und Ordnung, Demokratie und Autokratie.
Die Lage ist vielleicht nicht so trist, wie es scheint. Aber es fühlt sich so an
Man könnte erwidern, dass die Chancen auf einen ordentlichen Job für junge Menschen, die etwas gelernt haben, heute besser sind als früher. Dass vorhergehende Generationen von „Work-Life-Balance“ nur träumen konnten. Dass der Slogan „No future“ in den 1980-ern offenbar nicht das Ende aller Zeiten vorwegnahm. Aber hilft das, wenn es sich einfach anders anfühlt?
Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, lässt sich in Grenzen erlernen, und sie ist wohl so wichtig wie Mathe, Deutsch und Physik. Dass NRW sie nun in einigen Schulen trainieren lässt, ist zu begrüßen. Ob die unter Personalmangel leidenden Schulen das flächendeckend leisten könnten, sei dahingestellt. Das Schulsystem ist ja selbst nicht resilient.