Düsseldorf. Eine Aussage von CDU-Generalsekretär Linnemann ruft bei NRW-Arbeitgebern und -Arbeitnehmern unterschiedliche Reaktionen hervor.
Die Diskussion über eine angeblich fehlende Leistungsbereitschaft der Deutschen hat in Nordrhein-Westfalen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Die Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Anja Weber, nannte es „schändlich“, Arbeitnehmern den schwarzen Peter für die schlechte Wirtschaftslage zuzuschieben.
„Menschen, die mit ihrer Leistung über Jahre oder Jahrzehnte zu unserem Wohlstand beigetragen haben, bangen jetzt um ihre Arbeitsplätze. Hintergrund sind konjunkturelle Herausforderungen, zum Teil gepaart mit unternehmerischen Fehlentscheidungen“, so Weber gegenüber unserer Redaktion.
„In Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr“
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte bei RTL/ntv gesagt: „Wir wachsen nicht mehr. Wir sind Schlusslicht, wir steigen ab. In Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr.“ Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte Linnemann daraufhin eine Beleidigung von Millionen Beschäftigten vorgeworfen. Dieser unterstelle 45 Millionen Erwerbstätigen pauschal Faulheit, so Heil gegenüber der dpa.
Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände in NRW, nannte dagegen eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Bedeutung von Arbeit „dringend notwendig“. Es sei eine gefährliche Illusion zu glauben, dass Wohlstand ohne Anstrengung und Leistung möglich sei. „Ich halte es für einen Irrweg zu denken, dass wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit, unseren Wohlstand und damit auch unsere Sozialsysteme etwa mit immer kürzeren Arbeitszeiten sichern können“, so Pöttering gegenüber unserer Redaktion.
NRW-Handwerkspräsident mahnt Sachlichkeit in der Debatte an
NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert mahnte derweil Sachlichkeit an. „Dass die Rahmenbedingungen für Investitionen und Innovationen augenblicklich so schwierig sind, ist kein Verschulden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern einer Wirtschaftspolitik, die es den Unternehmen in den letzten Jahren schwer gemacht, planbare Perspektiven zu entwickeln und ihnen immer noch weitere bürokratischen Anforderungen zugemutet hat, die sie überfrachten und überfordern“, erklärte Ehlert unserer Redaktion.
Dass den Babyboomern, die nun in Rente gehen, eine Generation mit eigenen Erwartungen an den Job und an ihre Lebensperspektiven mitbringe, sei „zunächst nichts Verwerfliches“, so der Handwerkspräsident. Beide Arbeitgeberorganisationen sprachen sich dafür aus, die Anreize für mehr und längeres Arbeiten deutlich zu erhöhen. Der DGB verlangt deutlich mehr Investitionen in Infrastruktur und Bildung, um die Ausgangslage für die Beschäftigten zu verbessern.
Nach heftigen Reaktionen auf den vermeintlichen Faulheits-Vorwurf relativierte CDU-Generalsekretär Linnemann seine Aussage und sprach nunmehr davon, dass sich Fleiß wieder lohnen müsse. Die Regierungspolitik der vergangenen Jahre habe dazu geführt, dass die große Leistungsbereitschaft der Menschen nicht mehr honoriert werde.