Düsseldorf. Die Empörung über die gelockerten Personalregeln in Kitas ist groß -- aber auch ein bisschen ungerecht.

„Eine Fachkraft für 60 Kita-Kinder“ -- Dieser pädagogische „Albtraum“ wird gerade in NRW rauf- und runterdiskutiert, aber die Aufregung über die neue Kita-Personalverordnung ist übertrieben.

NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) muss sich zu Recht vielen Vorwürfen stellen. Die Kita-Krise trifft praktisch alle Familien mit kleinen Kindern. Die Kinderbetreuung ist unterfinanziert, ein Kinderbildungsgesetz nicht in Sicht, zu wenige Menschen entscheiden sich für den Erzieherberuf und die, die in den Kitas arbeiten, gehen auf dem Zahnfleisch. In einem System, das auf Kante genäht ist, schlägt jeder ungeplante Ausfall voll durch.

Für 60 Kinder werden weiter sechs qualifizierte Kräfte zuständig sein

Zurück zur Personalverordnung: In der unbewältigten Kita-Krise muss es darum gehen, die hohe Zahl der Gruppen-Schließungen zu senken. In NRW wurden im Oktober rund 3000 Alarm-Meldungen wegen Personalmangels gezählt, und die winterliche Krankheitswelle steht noch bevor. Die neue Verordnung ermöglicht es, vorübergehend weniger Erzieherinnen oder Erzieher, dafür aber mehr Ergänzungskräfte wie Kinderpflegerinnen in die Gruppen zu schicken. Für 60 Kinder werden weiter sechs qualifizierte Kräfte zuständig sein.

Darunter leidet unter Umständen die frühkindliche Bildung, was aber wäre die Alternative? Die Kinder würden daheim betreut von Eltern, die das organisieren oder sich sogar Urlaub nehmen müssten. Die Personalverordnung ist daher kein Skandal, sondern das Nutzen von Möglichkeiten innerhalb eines skandalös schwach ausgestatteten Kita- Systems.

Wachsamkeit ist dennoch angebracht, denn Kitas könnten sich an den „kreativen“ Personal-Einsatz gewöhnen. Die Notlösung darf nicht zur Dauerlösung werden.