Essen. Klare Mehrheit für den Republikaner bei US-Wahlen, Demokratin Harris abgeschlagen. Deutsche Politik macht sich zu Recht Sorgen.
Die amerikanischen Wählerinnen und Wähler haben sich mit einer klaren Mehrheit für Donald Trump entschieden. Es war kein Zittersieg, es gab keine Diskussionen über das nicht mehr zeitgemäße Wahlsystem oder über möglicherweise verschobene Stimmenauszählungen. Nein, das Volk wollte und will in der Mehrzahl Donald Trump als neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Da mögen wir uns in Deutschland und anderen europäischen Ländern verwundert die Augen reiben, da können wir über „die verrückten Amis“ den Kopf schütteln oder an ihnen verzweifeln, am Ende sendeten sie in der Mehrheit ein klares Signal: Wir wollen den radikalen Wandel, wir wollen eine andere Richtung, wir wollen eine andere Wirtschafts- und eine andere Migrationspolitik – und wir wollen all das nicht mehr, wofür Joe Biden und Kamala Harris stehen.
Wunsch nach starker Führung
Es ist dieser Wunsch nach einem starken Mann mit klarer Linie und einfachen Antworten, der das Volk versteht, der Amerika wieder mächtig werden lässt, der für Recht und Ordnung sorgt, der den Alltag wieder überschaubarer und die Lebensmittel wieder bezahlbar macht. Natürlich ist es in vielerlei Hinsicht irrational, dann einen Mann wie Trump zu wählen. Einen Mann, der mehrfach verurteilt wurde, weil er Recht und Gesetz gebrochen hat. Einen Mann, dem Demokratie und Gewaltenteilung egal sind. Einen Mann, der schon von seiner Herkunft als Millionen-Erbe nichts mit dem gemeinen Volk zu tun hat. Einen Mann, der billige Frauenwitze reißt, sich über Migranten wahlweise lustig macht oder sie zum Abschuss freigeben möchte.
Wahlanalysten, Historiker und Politikwissenschaftler werden in den nächsten Monaten und Jahren reichlich zu tun haben, um dieses Ergebnis am Ende des wohl schmutzigsten Wahlkampfs der US-Geschichte erklären zu können. Dabei dürfte die Rolle von Kamala Harris eine entscheidende Rolle spielen. Sie hatte nicht viel Zeit, um sich zu profilieren, denn der Rückzug Bidens kam zu spät für die Frau, die zuvor als Vize-Präsidentin keine eigenen Akzente gesetzt hatte und am Ende vermutlich zu loyal gegenüber Biden war. Wahlstrategisch hätte sie sich stärker emanzipieren müssen, um klarer und verständlicher zu machen, wofür sie steht.
Wahlkampf der Radikalisierung
Während Trump mit seinen zynischen, oft brutalen und menschenverachtenden Auftritten für eine weitere Polarisierung sorgte und damit nicht nur die eigenen Leute mobilisierte, sondern offenbar auch viele Unentschlossene erreichte, blieb die abwägende, eher unverbindliche Harris konturlos. Allerdings muss die amerikanische Gesellschaft für diesen (erfolgreichen) Trumpschen Wahlkampf der Radikalisierung schon jetzt einen hohen Preis zahlen. Wohl nie zuvor war Amerika so gespalten, nie drangen Hass, Intoleranz und Missgunst so tief in den Alltag vieler Familien.
Aus europäischer und insbesondere deutscher Sicht dürfte die Wahl Trumps weitere ernsthafte Herausforderungen bringen. Das gilt unter anderem für die US-Unterstützung im Ukraine-Krieg und den Umgang mit Russlands Machthaber Putin, für die Rolle (und Zahlungsbereitschaft) Deutschlands in der Nato, aber auch für die angekündigten Wirtschaftszölle, die vor allem Exportnationen wie Deutschland hart treffen werden.
Ampelkoalition in Existenzkrise
Zudem steckt die Bundesregierung weiter in einer schweren Existenzkrise. Die Ampelkoalitionäre beschäftigen sich seit langem vor allem mit sich selbst und wirken auf das amerikanische Wahlergebnis schlecht vorbereitet. Auch haben sie aus der Ablehnung Trumps nie einen Hehl gemacht, atmosphärisch dürfte es also ebenfalls schwierig werden. Die weltweiten Folgen der Trump-Wahl sind derzeit nur in Umrissen erkennbar. Leider muss man sich aber Sorgen machen.