Berlin. Zu lang, zu hart, zu heftig: Politik hat sich oft in ein Höllental verwandelt. Es braucht einen neuen Kurs im demokratischen Miteinander.
Es geht nicht um Mitleid. Politikerinnen und Politiker gehören in den Fokus der Öffentlichkeit, sie müssen aushalten, attackiert zu werden. Inhaltlich. Nicht persönlich.
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Wer im Berliner Betrieb unterwegs ist, erlebt den Knochenjob, den Abgeordnete viele Tage leisten: Sitzungen bis in die Nacht, Termine im Wahlkreis, Wahlkampf-Touren, Talkshows – nicht selten kommen zwölf oder mehr Stunden am Tag zusammen. Manche Menschen macht Politik krank.
Dabei fällt eines auf: Es scheinen nicht in erster Linie die körperliche Belastung, die Überstunden, das viele Reisen zu sein, die das Fass zum Überlaufen bringen. Es ist für viele der mentale Stress: immer unter Feuer stehen, durch Medien, politische Konkurrenz, die eigene Partei. Vor allem durch Hetze in den sozialen Netzwerken. Wer sich einmischt, erntet „Shitstorms“ und Beleidigungen, die weit unter die Gürtellinie gehen. Wer nicht mitmischt, der verschwindet schnell vom Radar der Aufmerksamkeits-Ökonomie. Es ist ein fataler Verstärkerkreislauf.
Wir erleben zudem eine Kultur der „neuen Härte“, das trifft auch die Politik. Wir grenzen aus, wir greifen an, wir polarisieren, spalten und provozieren schon zu lange. Deutschland muss eine neue Achtsamkeit dagegenstellen. Das gilt für den Alltag in den Parlamenten, wo Sitzungen nur in Ausnahmen bis nach 18 Uhr andauern sollten. Das gilt für eine bessere Begleitung der demokratischen Instanzen. Wie wäre es mit Parlamentstherapeuten, die in Krisen helfen.
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Es geht aber auch um den Ton in der Debatte. Zuhören heißt nicht einer Meinung sein. Es bedeutet Respekt. Wenn wir diesen Umschwung von der Härte zur Zugewandtheit erreichen, ist das gesund. Für die Abgeordneten, am Ende für alle Menschen im Land.
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