Berlin. Ein Psychologe erklärt, warum Menschen von Donald Trump fasziniert sind. Und was das Attentat auf ihn zusätzlich bewirkt hat.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zieht nach Ansicht des österreichischen Psychiaters und Psychotherapeuten Reinhard Haller Menschen an, denen es egal ist, ob er mit seinen Aussagen recht hat oder nicht. „Viele möchten sich mit einem identifizieren, der sich die Gesetze selbst schafft und signalisiert, dass die herkömmlichen Gesetze und Regeln nur für die Schwachen gelten. Das spricht viele Menschen an, die unzufrieden sind und gerne so wären wie er“, erläuterte Haller in der „Süddeutschen Zeitung“.

Trump spalte die Bevölkerung durch Sprache und Narzissmus, den er „in einer geradezu lehrbuchartigen Weise“ zelebriere, so der Psychiater. „Es ist schon ein großes Problem, dass die Sachlichkeit in der Politik so kurz kommt und das Emotional-Aggressive immer mehr in den Vordergrund gerät.“

Psychologe: Joe Biden sollte sich Papst Benedikt XVI. zum Vorbild nehmen

Durch das misslungene Attentat auf Trump werde dieser Narzissmus noch erweitert, wenn der Politiker von seinen Anhängern als unverwundbar dargestellt werde, „als einer, der von Gott berufen sein muss“. Für gewöhnlich sei solch ein Erlebnis für das Opfer mit einem großen Trauma verbunden, sagte Haller. Menschen wie Trump würden zu Recht kritisiert, diese Kritik erreiche aber oft das Gegenteil.

Dem aktuellen US-Präsidenten Joe Biden empfahl Haller, wie Papst Benedikt XVI. seinerzeit das Amt loszulassen. „Das war für mich die wahre Altersweisheit und die wahre Gelassenheit.“ Biden gestehe sich seinen kognitiven Abbau selber nicht ein. „Er bräuchte jemanden, der ihm zuredet, jetzt aufzuhören.“