Düsseldorf. NRW-Sozialminister Laumann zieht sich von der wichtigen CDA-Spitze zurück. Beste Chancen hat der Bochumer Wüst-Freund Dennis Radtke.

NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann zieht sich von der Spitze des CDU-Arbeitnehmerflügels zurück. „Ich mache das jetzt seit gut 20 Jahren und bin sehr dankbar. Jetzt ist es aber Zeit, den Generationswechsel einzuleiten“, wurde der bald 67-Jährige in einer Mitteilung zitiert. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) wählt im September ihre Führungsspitze turnusgemäß neu.

Laumann bleibt den Führungsgremien der Union erhalten. Das Münsterländer Original wurde jüngst beim CDU-Bundesparteitag mit dem besten Ergebnis zu einem der Stellvertreter von Parteichef Friedrich Merz gewählt. Dieser Aufgabe wolle er sich mit „ganzer Kraft“ widmen, kündigte er an. Laumann absolviert außerdem noch bis mindestens 2027 seine dritte Amtszeit als nordrhein-westfälischer Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit in NRW.
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit in NRW. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Der gelernte Maschinenschlosser entstammt einer Landwirtsfamilie im Kreis Steinfurt und ist einer der ganz wenigen Spitzenkräfte der modernen Politik, die es mit Hauptschulabschluss in höchste Staatsämter schafften. Wegen seiner schnörkellosen Sprache und der authentischen sozialen Ausrichtung erfreut sich Laumann großer Beliebtheit über Parteigrenzen hinweg.

Laumann bleibt NRW-Minister und CDU-Bundesvize

Als „natürlicher“ Nachfolger an der CDA-Bundesspitze gilt der Bochumer Europaabgeordnete Dennis Radtke. Ihm werden beste Chancen auf die Wahl in das wichtige Parteiamt eingeräumt. Der 45-jährige Industriekaufmann aus Wattenscheid trägt das Herz auf der Zunge und stammt aus einer früher typischen SPD-Familie des Ruhrgebiets. In der Union hat sich Radtke einen Namen als lautstarker Anwalt sozialer Belange wie dem Mindestlohn gemacht. Nicht immer zur Freude von Parteichef Merz und Generalsekretär Carsten Linnemann, die beide dem Wirtschaftsflügel der Union nahestehen.

Dennis Radtke: Wattenscheider Wüst-Freund mit dem Herz auf der Zunge

Radtke, verheirateter Vater von zwei kleinen Kindern, führte zuletzt bei der Europawahl die CDU im Ruhrgebiet auf Platz eins. Im Kampf um die Kanzlerkandidatur 2021 stand er fest an der Seite des damaligen Parteichefs Armin Laschet und teilte öffentlich gegen CSU-Chef Markus Söder aus. Radtke gilt seit gemeinsamen Tagen in der Jungen Union auch als Vertrauter des heutigen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst. Im erbitterten Poker um die Laschet-Nachfolge in NRW warb er im Herbst 2021 hinter den Kulissen emsig für Wüst und baute insbesondere im Arbeitnehmerlager Vorbehalte ab. Der heutige Ministerpräsident war seinerzeit als Mann des Wirtschaftsflügels nicht unumstritten.

Mit Radtkes Wahl zum CDA-Chef bekämen soziale Themen vermutlich wieder mehr Gehör. Der Bochumer ist bekannt dafür, dass er keinem Konflikt aus dem Weg geht. Die „Welt“ bezeichnete ihn sogar mal als „Anti-Merz“. Inzwischen soll man sich jedoch zusammengerauft haben.