Brüssel. .

Schwere Vorwürfe gegen den kosovarischen Staatschef Hashim Thaci: In EU-Berichten wird er des Drogenhandels und des Mordes während des Kosovo-Krieges bezichtigt. Die Regierung in Pristina wies die Anschuldigungen als haltlos zurück.

Schwere Vorwürfe gegen den kosovarischen Staatschef Hashim Thaci: In einem Bericht des Europarates wird er des Drogenhandels und Mordes an serbischen Gefangenen während des Kosovo-Kriegs Ende der 90er Jahre und in der Zeit danach bezichtigt. Thaci hatte die ersten Parlamentswahlen in dem 2008 unabhängig gewordenen Staat am Wochenende knapp gewonnen und gilt, trotz erheblicher Zweifel an der Korrektheit des Wahlverlaufs als Anwärter auf eine zweite Amtszeit. Der Bericht des Europarates bringt ihn, aber auch die EU in politische Erklärungsnot. Gefährten Thacis werden in dem Papier sogar mit Organhandel in Verbindung gebracht.

Der Schweizer Senator Dick Marty. Autor des Berichts, hat unter anderem Geheimdienst-Quellen ausgewertet. Demnach soll Thaci als Führungsfigur in einem Netzwerk namens „Drenica-Gruppe“ den Handel mit Heroin und anderen Drogen kontrolliert haben.

In Verbindung mit Organhändlern?

Die schlimmsten Anschuldigungen beziehen sich jedoch auf den Umgang mit gegnerischen Gefangenen. Seit den Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kosovaren und dem Eingreifen der Nato Ende der 1990er Jahre werden Tausende Menschen vermisst, deren Schicksal bis heute ungeklärt ist. Einige hundert von ihnen, so Martys Analyse, könnten von Mitgliedern der mafia-artig organisierten Drenica-Gruppe getötet worden sein, um ihre Organe lukrativ zu verkaufen.

Marty beruft sich in seiner Analyse auf Mitarbeiter internationaler Organisationen, Betroffene vor Ort und Mitarbeiter westlicher Geheimdienste, darunter auch der deutsche Bundesnachrichtendienst. Er mahnt nun weitere Untersuchungen auch durch die EU und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag an. Bisher habe der Westen Thaci und andere Anführer der kosovarischen „Befreiungsarmee“ geschont, weil er beim Aufbau des selbständigen Staates Kosovo auf sie setze, schreibt Marty.

EU nimmt die Vorwürfe „sehr ernst“

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte am Mittwoch in Brüssel, die EU-Zentrale nehme die Vorwürfe „sehr ernst“ und verwies auf laufende Ermittlungen. Allerdings forderte sie auch greifbare Beweise von Marty, um die Vorwürfe zu belegen.

Die Regierung in Pristina wies die Anschuldigungen als haltlos zurück.