Essen. Die Angst vor dem deutschen Fiskus treibt immer mehr Steuerbetrüger dazu, ihr Schwarzgeld von Schweizer Banken abzuheben und es in bar nach Deutschland zu schmuggeln. In den letzten Monaten entdeckten Zöllner 1,5 Milliionen Euro bei drei Zufallskontrollen.

Seit dem Kauf gestohlener CD mit Schweizer Bankdaten durch Steuerbehörden versuchen Anleger aus ganz Europa, Schwarzgeld von Schweizer Konten bar und im Auto nach Hause zu holen. Für viele schnappt die Falle am deutschen Grenzübergang zu. Alleine in den letzten Monaten entdeckten Zöllner bei Zufallskontrollen an drei Schlagbäumen der deutsch-schweizerischen Grenze 1,5 Millionen geschmuggelte Euro in Fahrzeug-Ablagen, Geldbörsen, Jacken,  Handschuhfächern und Handtaschen.

Zoll vereitelt heimliche Geldtransfers

Gleich vier solcher heimlichen Geldtransfer vereitelte der Zoll am Grenzübergang Bietingen am Donnerstag vergangener Woche. Zuerst beschlagnahmte er 75 000 Euro bei einer dreiköpfigen Familie, unter anderem in der Handtasche der 67-jährigen Mutter. Dann flog ein 56-jähriger Jurist aus Heilbronn auf, der Aktienzertifikate im Wert von 100 000 Franken dabei hatte. Am Ende des Tages hatten die Bietinger Zöllner - nach zwei weiteren Feststellungen - rund 200 000 Euro auf der Beuteliste. Schon einen Tag zuvor war dem Zoll in Singen ein Investmentberater aus dem Nahen Osten ins Netz gegangen. Er transportierte 286 000 Dollar, rund 210 000 Euro. Alles original verpackt mit  Banderolen einer Schweizer Großbank.

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25. Oktober, Übergang Lörrach bei Basel: Unter der Rückbank eines Niederländers, der in die Bundesrepublik eineisen wollte, findet der Zoll merkwürdigerweise Müllsäcke – diesmal allerdings mit weit wertvollerem Inhalt als Küchenabfall:100 000 Euro. Noch einmal Oktober, wieder Bietingen. Die Zöllner fragen eine Familien routiniert, ob sie mehr als 10 000 Euro dabei haben.

Ab dieser Höhe ist Bargeld nämlich meldepflichtig. Die Osteuropäer verneinen. Doch der Großvater lässt eine verräterische Kreditkarte eines Schweizer Geldinstituts im Portemonnaie durchblitzen. In der Handtasche der Tochter fanden sich dann 200 000 US-Dollar, die frisch abgehoben waren.

Vor allem Senioren plündern ihre Schwarzgeld-Konten in der Schweiz

Vielfach sind es Ältere, die ihre Konten in der Eidgenossenschaft plündern. Im September erwischte der Zoll im Express Zürich-München in Lindau zwei 85 und 79 Jahre alte Damen aus Bayern– mit 25 500 Euro, liebevoll in Geschenkpapier eingewickelt.

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Der Zoll kontrolliert offiziell den Bargeldtransfer, um Delikte wie Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus zu verhindern. Tatsächlich fliegen dabei vor allem Steuerdelikte auf. Wie schon 2010 und 2011, nachdem die Durchsuchung bei Postchef Klaus Zumwinkel und weitere Aufkäufe von Steuer-CD in die Schlagzeilen geraten waren.

Vermögensanlagen im Ausland mit einem Volumen von 769 Millionen Euro

In 3600 Fällen übermittelten die Zollbeamten den Finanzämtern im letzten Jahr Informationen über Belege, die auf Vermögensanlagen im Ausland hindeuten. „Betroffen war ein Volumen von 769 Millionen Euro“, stellt das Bundesfinanzministerium fest.

Die Richtung der Schmuggelbewegung hat sich innerhalb von vier Jahren weitgehend umgedreht. Berüchtigt waren damals Bahn und Autobahn von Frankfurt nach Luxemburg. Reihenweise stoppte der Zoll Steuerflüchtlinge. Noch 2008 konnten die Behörden in einer groß angelegten „Operation Athena“ binnen weniger Tage 5,5 Millionen Euro sicherstellen, die ins Ausland gebracht werden sollten. Den spektakulärsten Zugriff gab es auf dem Flughafen in Dortmund, wo ein der rechtsextremen Szene zugeordneter Mann 38 000 Euro nach Kroatien schmuggeln wollte.