Stuttgart.. Beim umstrittenen Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ flammt der Streit um die Kosten wieder auf. Laut einem Medienbericht soll die Deutsche Bahn die Kosten über Jahre deutlich niedriger angegeben als intern errechnet. Bahn-Chef Grube weist die Vorwürfe zurück.
Die Bahn soll die Kosten für das umstrittene Projekt „Stuttgart 21“ öffentlich niedriger angegeben haben als intern errechnet. Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtete, interne Vermerke, Protokolle, Präsentationen und Grafiken legten den Schluss nahe, dass die Projektkosten bereits vor zwei Jahren über der Finanzierungsgrenze von 4,5 Milliarden Euro lagen. Die Bahn wies die Vorwürfe am Sonntag umgehend zurück.
Laut „Spiegel“ kalkulierte die Bahn bereits im März 2005 mit Kosten von 4,1 Milliarden Euro für „Stuttgart 21“. Die Öffentlichkeit sei allerdings nur über Kosten von 2,8 Milliarden informiert worden. Als Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube im Dezember 2009 Kosten von 4,1 Milliarden Euro einräumte, bezifferte die Projektmanagement-Firma diese laut „Spiegel“ bereits auf 5 bis 5,2 Milliarden Euro.
Die Bahn bezeichnete die erhobenen Vorwürfe als haltlos. Der Bericht sei ein Versuch, mit „altbekannten und seit langem überholten Zahlen die Öffentlichkeit kurz vor der Vorstellung der Ergebnisse des Stresstests“ zu verunsichern, teilte das Unternehmen am Sonntag mit.
Bahn spricht von altbekannten Zahlen
Man habe „kontinuierlich“ über die Kosten des Projekts informiert. Grube habe nach seinem Amtsantritt 2009 „eine transparente und umfassende Kostenaufstellung der Öffentlichkeit“ präsentiert. „Der DB ist es daher unerklärlich, welchen sachlichen und konstruktiven Beitrag die vom „Spiegel“ veröffentlichen Unterlagen leisten sollen, die aus den Jahren weit vor 2009 stammen.“
Die Entwicklung der Projektkosten ergibt sich laut Bahn aus der Fortschreibung der Planungsstände. Als die Finanzierungsvereinbarung 2009 geschlossen wurde, veranschlagte das Unternehmen demnach auf Basis der Bau- und Planungskosten von 2004 Projektkosten von rund 3,1 Milliarden Euro. Hinzu kam den Angaben zufolge der Risikofonds von 1,45 Milliarden Euro.
Diese Kalkulation sei basierend auf der Entwurfsplanung aktualisiert worden, sodass sich im Dezember 2009 Gesamtprojektkosten von rund 4,1 Milliarden Euro ergeben hätten, hieß es weiter. Es sei ausdrückliche Aufgabe der Projektleitung, in allen Planungsphasen Veränderungen in der Kalkulation zu berücksichtigen.
Grünen-Chef sieht Bahnhofs-Projekt auf „tönernen Füßen“
Gegner des Projekts unterstellen der Bahn seit geraumer Zeit, „Stuttgart 21“ anhand von falschen Zahlen durchgesetzt zu haben. Ein zentraler Vorwurf lautet, dass die Zustimmung der Parlamente nur mit den zu niedrig angesetzten Kosten erreicht wurde.
Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, sagte, dass „Stuttgart 21“ auf „tönernen Füßen“ stehe. Er forderte eine Neubewertung des Projekts, sollte sich die „Schönrechnerei“ bewahrheiten.
Die Landtagsfraktion der Grünen forderte die Bahn auf, die „Salamitaktik“ zu beenden und alle Finanzierungsvorgänge offenzulegen. „Wenn am 14. Juli die Ergebnisse von SMA im Rahmen des Stresstests vorgestellt werden, müssen auch die aktuellen Projektkosten auf den Tisch“, forderte Fraktionsvize Andreas Schwarz am Sonntag. (dapd)